tschüss systems – hallo „wer kommt denn da“

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aufbruchstimmung bei der münchner messegesellschaft. und wie das so ist, wenn man große neue dinge vorhat, beginnt alles mit einem großreinemachen, oder, wie wir in bayern sagen, mit einem „ramadama“.
hinweggeräumt wird im vierzigsten jahr ihres bestehens die gute alte SYSTEMS. dabei ging es der SYSTEMS eigentlich noch ganz gut. zahlreiche andere messen der it-branche mussten sich schon früher verabschieden: die messe in madrid, die mailänder smau, und nicht zuletzt in las vegas die comdex.
aber natürlich war (und ist) die SYSTEMS 2008 nicht zu vergleichen mit der SYSTEMS des jahres 2000. ein knappes drittel der aussteller und besucher ist noch übrig geblieben aus jenen boomjahren, in denen die aktien der it-unternehmen RAUF, die mitarbeiter in die karrieren REIN und nicht immer etwas vernünftiges aus den businessplänen RAUS gekommen ist. zuletzt war die SYSTEMS eine bei zahlreichen mittelständlern und rund 1.000 anbietern beliebte veranstaltung, in der sicherlich weniger, aber häufig doch bessere kontakte, als auf dem hannoveraner volksfest getätigt wurden. freilich: die einladenden sitzecken in den münchner hallen waren nicht nur ein akt der freundlichkeit der münchner messegesellschaft, sondern auch das ergebniss nicht verkaufter ausstellungsfläche.

so verwundert es nicht, dass man bei der messe schon vor einigen monaten begonnen hat über die zukunft der SYSTEMS intensiv nachzudenken. dabei ging es nicht mehr darum, am konzept kosmetische korrekturen und verbesserungen im detail zu realisieren. vielmehr ging es darum sich grundlegend gedanken zu machen, was die itk-branche eigentlich braucht. und das musste – bei allem erfolg der großen alten dame SYSTEMS – angesichts der nicht gerade rosigen situation und dauerkrisen zahlricher it-messen etwas anderes und grundlegend neues sein.
lange hielt die messe still „und dicht“. am heutigen dienstag um 13:15 uhr aber lies man drei katzen aus dem sack:
eine SYSTEMS wird es im nächsten jahr nicht mehr geben.
der security-teil der SYSTEMS wird erweitert und gemeinsam mit dem bisherigen partner – dem secumedia verlag – zu einer kompletten und eigenständigen security-messe mit termin im juni ausgebaut.
im herbst wird es an der stelle der SYSTEMS etwa völlig neues geben. es hat noch keinen namen, aber schon eine gestalt:
münchen wird der schauplatz einer veranstaltung neuen typs. angedacht ist eine mischung aus ausstellung, öffentlichen foren, hochwertigen konferenzen, modernen online-aktivitäten und spannenden „social events“. viele werden jetzt sagen: das gibt’s doch alles schon! nein, glauben sie mir: das was da kommen wird gibt es noch nicht und nirgends. weder in hannover, noch in richtigen städten. bislang sind online-auftritte der messen doch allzuhäufig werbetools für die ausstellungshallen. und in den konferenzen sitzen mit freikarten verwöhnte key accounts der aussteller. und an den „social events“ – früher stand-partys genannt – reizen mich noch nicht einmal die hostessen (was auf gegenseitigkeit beruht, ich weiß …). [hinweis in eigener sache: das ist schwarz-weiss gemalt und kann sich schon deshalb nicht auf die rote SYSTEMS beziehen …]
das neue konzept der messe münchen ist insofern mutig, als es die grenzen der klassischen messe einreisst. in münchen weiss man, dass man künftig nicht mehr nur von der vermietung von quadratmetern leben kann. der immobilienhandel auf zeit hat keine zukunft. oder besser: er ist die chance und grundlage dafür, dass sich messegesellschaften zu umfassenden marketingdienstleistern entwickeln können, zu veranstaltern von offenen marktplätzen, von firmenveranstaltungen, von konferenzen, von online-angeboten, von qualifiziertem match making.
thematisch kann man getrost b2b-veranstalter bleiben. eine öffnung für tütenträger am wochenende nach hannoveraner vorbild macht keinen sinn, wenn die aussteller an diesen tagen fluchtartig die stände verlassen, ihre promotoren die kampfanzüge anziehen und sich die hostessen todesmutig mit kugelschreibern, stickern und selbstauflösenden give aways in die massen stürzen. und man muss die hallen auch nicht nach berliner vorbild mit kühlschränken füllen. aber man muss sich auf die neuen themen einlassen. und was fordert die industrie heute?
thematisch geht es heute um die vernetzung von it, telekommunikation, unterhaltungselektronik und ambient technologies.
die entscheider benötigen heute weniger produkt- und lösungsinformationen, aber zunehmend strategische orientierung. ein beispiel: im wettbewerb zwischen microsoft office, star office von sun und googles online office-komponenten geht es nicht mehr darum, welches produkt die notwendigen features für einen konkreten arbeitsplatz bereit hält (das tun sie alle; der produktansatz) und welches sich optimal integrieren lässt (irgendwie und irgendwann ist alles xml; der lösungsansatz). heute geht es darum, dass man sich entscheiden muss, WANN der richtige zeitpunkt für saas gekommen ist; und darum WER der zukunftssicherste und servicestärkste partner ist: ms, sun oder google? welcher marke soll ich vertrauen? richtig: es geht um vertrauen, um marken, um emotionen. DAS muss eine moderne veranstaltung kommunizieren. die messegesellschaften müssen sich von der produkt- in die markenkommunikation begeben.
deshalb müssen solche events emotionaler werden. messe muss spass machen – auch wenns dann keine reine messe mehr ist!
entscheider, die orientierung suchen, orientieren sich an themen, nicht an hallenplänen. wer liest denn die computerwoche auf der basis eines unternehmensregisters? das machen vielleicht die egoshooter in den werbeagenturen, die wissen wollen, ob sie in der aktuellen ausgabe der w&v stehen. aber jemand, der sich informieren will, sucht nach themen, nicht nach ausstellern. der kataloghinweis: „microsoft h5 c32“ ist doch wirklich sowas von daneben. da brauchts eine völlig neue logik.
die themen soa (service oriented architecture) und mda (model driven architecture) verweisen darauf, dass kommunikation zwischen den entscheidern – und zwar zwischen technischen und geschäftsentscheidern – immer wichtiger wird. heute bietet die SYSTEMS rote foren für technische, und blaue foren für geschäftsentscheider an. die zukunft aber ist nicht rot und blau; die zukunft ist lila!
ich bin stolz darauf, dass ich mich gemeinsam mit den kolleginnen und kollegen der messe münchen ein wenig an der entwicklung der zukunft beteiligen darf. mehr als das hier geschriebene ist zum gegenwärtigen zeitpunkt über das nachfolgeprojekt der systems nicht zu sagen. und zur klarstellung: das ist MEINE perspektive. mein blog ist nicht das sprachrohr meines kunden mit namen SYSTEMS.
ich bin ehrlich überzeugt: es wird ein spannendes projekt. und die ersten reaktionen aus der industrie sind ausgesprochen gut. vermutlich wird das konzept ab ende november soweit öffentlich sein, dass man dann auch öffentlich die ideen diskutieren kann. und zwar an einem ort, wo die diskussion dann hingehört: in der virtuellen bloggerlounge der systems: https://www.bloggerlounge.de.
tschüss SYSTEMS. du warst meine erste it-messe als besucher (irgendwann anfang der 80iger jahre) und meine erste als aussteller (mit microsoft os/2 in halle 6 auf dem alten münchner messegelände im oktober 1987). ich weine eine kleine virtuelle träne um dich und freue mich sakrisch auf den nächsten herbst.

3 Kommentare
  1. Alexander Broy says:

    Es war unglaublich beeindruckend aus der Bloggerlounge mitzuerleben, wie entspannt die Blogosphäre, wie man hierzulande Kleinbloggersheim gerne hochtrabend nennt, das Revolutionäre aufnimmt. „Toll, es gibt was Neues, wir freuen uns drauf“.

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  1. […] und auch einige interessante Leute kennengelernt. Vielen Dank auch an den Czyslansky-Forscher Dr. Michael Kausch von vibrio für die Einladung zu einem interessanten Abend und an Alexander Broy für die […]

  2. […] hat noch keinen namen, aber schon eine hübsche gestalt. ich habe an anderer stelle – in der dampflog – ein wenig zur vermutlichen gestalt des neuen events geschrieben. das ist nicht viel mehr, als […]

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