W-LAN im Asyl: vibrio unterstützt Asyleinrichtung Haimhausen mit W-LAN

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W LAN Asyl Haimhausen

Deutschland hat in diesem Jahr mehr als eine Million Asylsuchende aufgenommen. Eine Million – das ist eine sehr abstrakte Zahl. Hinter dieser Zahl stehen viele Millionen individuelle Schicksale: Asylsuchende, die es nach Deutschland geschafft haben und hier in mehr oder weniger provisorischen Unterkünfte untergekommen sind, ihre Angehören, die häufig in Kriegs- und Hungergebieten zurückgelassen werden mussten. In aller Regel reichte das Geld nicht, um mit der ganzen Familie nach Europa zu fliehen. Und so erreichten viel Väter, Mütter, Söhne und Töchter ohne ihre Familien die deutschen Grenzen. Denn Flucht ist heute ein Geschäft geworden, ein Geschäft, an dem viele verdienen.

Die Aufnahme der Asylsuchenden verläuft in Deutschland sehr unterschiedlich: da gibt es zum einen die vielen Initiativen von Bürgerinnen und Bürgern, die diese Menschen als Gäste willkommen heißen, und da gibt es auf der anderen Seite die erbärmlichen Angriffe auf Wohnunterkünfte, Busse und auf Menschen, die sich auf der Flucht befinden: vor Despoten, Krieg und Hunger in ihren Heimatländern und vor einem rassistischen und nationalistischen Mob mitten in Deutschland.

LANCOM Systems

Bild 1: Christoph Brunner von Stahl Computertechnik lieferte für das W-LAN in der Asyl-Unterkunft Haimhausen die Hardware von LANCOM Systems

Ganz in der Nähe der vibrio Zentrale, genauer in Haimhausen, einem ländlichen Idyll im Norden Münchens, finden seit Anfang Dezember 2015 rund 100 Asylsuchende eine vorläufige Bleibe. Und sie treffen hier auf die Hilfe zahlreicher Einheimischer. Weit mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger haben sich im Helferkreis Haimhausen zusammengetan um Hilfe dort zu leisten, wo allein staatliche Unterstützung nicht ausreicht.

Bauhof Haimhausen

Bild 2: Der Bauhof Haimhausen: eine Kopfstelle des Asyl-W-LAN in Haimhausen.

Erfreulich ist auch, dass sich alle wichtigen politischen Repräsentanten der Gemeinde um eine gelebte Willkommenskultur bemühen, vom Bürgermeister über den Landrat bis hin zu allen demokratischen Parteien. Jeder hilft wo und wie er kann. Diese breite Willkommenskultur hilft letztlich nicht nur den Asylsuchenden, sondern sie stärkt auch das demokratische Leben in unserer Gesellschaft.

Wir von vibrio wollten uns an diesem Hilfsprojekt beteiligen. Wir haben uns – gemeinsam mit anderen – um das gekümmert, was wir können: da Asylsuchende keine Pressemeldungen gebrauchen können und es Online-Kampagnen Pro Asyl zur Genüge gibt, haben wir uns als Netzwerkbauer eingebracht:

LANCOM Router

Bild 3: Die LANCOM Hardware im Bauhof Haimhausen ist eingerichtet.

Vor einigen Wochen haben wir uns kundig gemacht, wie wir den Asylsuchenden helfen können. Neben Kleidung und Bildung (Stichwort Sprachunterricht) ist für Asylsuchende der Kontakt zu ihren in der Heimat zurückgelassenen Familien und Freunden besonders wichtig. Handy-Netz-Gebühren können sie sich nicht leisten.  Nur über ein W-LAN-Netzwerk können sie in Kontakt mit ihrer Heimat bleiben. So ein W-LAN ist in heutiger Zeit doch schnell installiert – dachten wir und irrten gewaltig!

W-LAN im Asyl ist alles andere als selbstverständlich

Installation des Asyl LAN im Bauhof

Bild 4: Die Software wird eingerichtet. Die hilfsbereiten Mitarbeiter des Bauhofs unterstützten wo sie nur konnten.

Nicht nur, dass W-LAN leider noch immer nicht zur politisch definierten Standardausstattung von Asylunterkünften zählt und sich Gemeinden, Landkreise und der Bund als Träger um die Vernetzung schlichtweg nicht kümmern (müssen und/oder wollen). Vor allem steht ja die Störerhaftung noch immer einem Betrieb von W-LAN-Netzwerken entgegen. Der Betreiber eines solchen Netzes haftet in der Regel für alles, was über dieses Netzwerk geschieht. Auch deshalb zögern Kommunen und in der Regel müssen Vereine als Träger herhalten.

Hebebühne

Bild 5: Die Hebebühne für die Installation wurde von Hebebühnen Schmid aus Haimhausen kostenlos zur Verfügung gestellt.

Unser Kunde LANCOM Systems kennt sich mit diesen Dingen ja bestens aus und mit Ralf Koenzen steht diesem Unternehmen ein Mann vor, den das Schicksal der Flüchtlinge ebenso wenig kalt lässt, wie uns. Uns so waren unsere Freunde von LANCOM Systems auch gleich dabei, als wir sie um technische Unterstützung gebeten haben.

Schüttturm

Bild 6: Einrichtung der Richtfunkstrecke zwischen Bauhof und Asylunterkunft

Und LANCOM Systems verfügt über zahlreiche professionelle Partner. Einer von ihnen, Stahl Computertechnik, hat seinen Sitz ganz in unserer Nähe. Und das Beste: er kennt sich nicht nur mit den Routern und den Lösungen von LANCOM Systems aus, sondern ist zugleich Provider und kann den Betrieb des Netzwerks übernehmen. Damit lassen sich alle Probleme der Störerhaftung elegant umgehen. Und auch Fabian Stahl war sofort dabei, als wir ihn um Unterstützung baten.

Neben administrativen Problemen galt es aber auch technische Hürden zu nehmen. So verfügt das Asyl-Heim am Rande Haimhausens leider über keinen Telefonanschluss. Es handelt sich um ein Container-Dorf auf der grünen Wiese (die leider um diese Jahreszeit auch nicht wirklich grün ist). In Sichtweite aber liegt der Bauhof der Gemeinde. Dort gibt es einen Telefonanschluss, der „aufgebohrt“ werden konnte. Um Die Asyl-Container anzuschließen musste nun noch eine Richtfunkstrecke zwischen dem Füllturm des Bauhofs zu den Containern eingerichtet werden. Um auf den Turm zu gelangen benötigt man aber einen Kran- oder Hebebühnenwagen. Und – kaum zu glauben – sowas gehört nicht direkt zu den Alltagswerkzeugen einer PR- und Social-Media-Agentur.

Breite Unterstützung für das W-LAN im Asyl in Haimhausen

Richtfunk auf Asyl Container

Bild 7: Über der „Skyline“ Haimhausens: die Richtfunkantenne auf dem Schüttturm des Bauhofs wird ausgerichtet.

Aber da gibt es tatsächlich direkt in Haimhausen einen Anbieter genau solcher Hebebühnen. Ein Anruf beim Inhaber Josef Schmid verlief so erfreulich wie alle Kontaktversuche mit den notwendigen Partnern: „Wir brauchen eine Hebebühne für die Einrichtung eines W-LAN-Netzwerks für die Asylsuchenden. Und kosten sollte es nix (Kausch).“ „Wo ist das Problem? Sagt einfach, wann Ihr ein Fahrzeug braucht und wir stellen es Euch hin (Schmid)“.

Asyl-Container

Bild 8: Die Gegenstelle der Richtfunkstrecke auf einem der Asyl-Container für das W-LAN im Asyl.

Ein paar Kosten sind dann doch noch entstanden. Nicht für die Hebebühnen, aber für das „Drumherum“. Die Übernahme dieser Kosten ist unsere diesjährige Weihnachtsspende. Und so kommt es, dass nun hundert Asylsuchende über einen LANCOM-Router und eine Richtfunkstrecke mit der Unterstützung zahlreicher Freunde über Weihnachten – und darüber hinaus – wenigstens den Kontakt zu ihren Familien in der fernen Heimat halten können.

W-LAN im Asyl

Bild 9: Luxus ist anders. Die Asylunterkunft in Haimhausen bietet Sicherheit – und jetzt auch eine sichere Verbindung in die Heimat.

Wer unseren Gästen helfen will: Sach- und Geldspenden werden nach wie vor gerne genommen: einfach an den Helferkreis wenden. Ein Klick genügt:

Helferkreis Haimhausen

War da nicht noch eine ganz andere Geschichte einer asylsuchenden Familie vor rund 2.000 Jahren? Eben. Frohe Weihnachten.

2 Kommentare
  1. Gaby Kubis says:

    Hallo, wir sind eine Dependace der Erstaufnahmeeinrichtung in Neuschönau. Um unseren Hausbewohnern den Kontakt zu Ihren Familien zu erleichtern möchten wir einen zusätzlichen Internetkontakt einrichten lassen.
    Bitte senden Sie uns Info-Material zu.
    Besten Dank, Gaby Kubis

  2. Michael Kausch says:

    Hallo Frau Kubis,

    vielen Dank für Ihr Interesse. In Haimhausen haben wir uns für Stahl Computertechnik als technischen Partner entschieden, weil sie als Provider von der Haftung für die Inhalte, die über den Hotspot abgewickelt werden, befreit sind. Außerdem sind das faire Partner mit sehr guter Technologie. Für einen Trägerverein ist die Abwicklung juristisch ein wenig mit Fallstricken behaftet. In Bayern sehe ich eigentlich nur die Freifunker als Alternative. Deshalb mein Rat für alle Initiativen, die über die Einrichtung eines Hotspot nachdenken: sich wenden an
    a) Stahl Computertechnik, 08441 408580, https://www.stahlgmbh.de oder
    b) Freifunk, https://freifunk.net. Dort finden Sie unterschiedliche Ansprechpartner.
    Ich gebe Ihre E-Mail-Adresse mal an unseren Partner Stahl Computertechnik weiter und hoffe, dies ist in Ihrem Interesse.
    Viel Erfolg für Ihr Projekt.

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