An Apple a day
Im englischsprachigen Raum gibt es ein Sprichwort: „An Apple a day keeps the doctor away.“
Steve Jobs, aka his Jobness, nimmt eine krankheitsbedingte Auszeit. Das ist tragisch, und wir wünschen ihm alles Gute. Die Apple-Aktie verlor auf diese Ankündigung hin (an einem Feiertag gemacht, um die US-Märkte zu schonen) an der Frankfurter Börse 7 Prozent an Wert. Das bedeutet, wenn sich dieser Trend für alle Handelsplätze durchsetzte, einen Wertverlust von rund 17 Milliarden Euro, wenn mich mein Taschenrechner nicht trügt (zum Vergleich: Platz 100 auf der Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt, Bolivien, hat ein BiP von 13,5 Mrd. Euro).
Das ist tragisch für Apple-Aktionäre. Sehr sogar. Denn es rückt auch das Phänomen des Apple-Kults in ein Zwielicht: Ohne Steve ist das schicke Smartphone eben doch nur ein Gerät wie jedes andere, so scheint es den Anlegern zu dämmern. Es ist „Des Kaisers neue Kleider“ im dritten Jahrtausend. (Nachtrag: eine gute Übersicht über das krankheitsbedingte Auf und Ab der Apple-Aktie hat Techcrunch.)
Apple ist dabeivielleicht symptomatisch für viele IT-Größen. Um Googles Gründer ranken sich ähnliche Legenden wie um Jobs, Steve Ballmer und Bill Gates sind in dem Maße bei vielen verhasst, wie Jobs von seinen „Jüngern“ (so werden sie fast völlig unironisch bezeichnet) verehrt. Die Liste ließe sich fortsetzen: Oracle, Dell, SAP oder HP haben gleichsam Rockstar-CEOs. Über Mark Zuckerberg müssen wir erst gar nicht reden.
Das macht diese erfolgreichen, innovativen Firmen verletzlich. Kann es sein, dass Steve Jobs gerade den teuersten Krankentag der Geschichte einlegt, weil seine hochbezahlten, talentierten Angestellten in dem Augenblick zu geistlosen Zombies mutieren, in dem er aus dem Haus ist? Wohl kaum. Aber der Personenkult um die IT-Stars lässt die Börse so handeln, als wäre es der Fall.
Man kann nur hoffen, dass der Nachschub an Äpfeln des Central Valley und Sonoma County in das Silicon Valley nicht abreißt.
Weitere gute Gedanken zum Theme: Slate sagt voraus, dass Jobs nicht wiederkehrt, und diskutiert, ob er die Gründe seiner Erkrankung hätte kommunizieren sollen.
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