Big Data braucht Data Scientists
Einigkeit herrschte auf der Big-Data-Expertenrunde von Branchenschwergewichten wie EMC, IBM, Oracle, SAS und Software AG am vergangenen Donnerstag in München: die technische Basis, um Geschäfte mit Big Data zu machen, ist vorhanden, was fehlt sind sogenannte „Data Scientists“, die sich auf die Auswertung der Daten und die Integration mit vorhandenen Datenbeständen verstehen.
Big Data Referenzen fehlen
Da der Umgang mit Big Data tatsächlich Big Business verspricht, oder, um es konkreter zu sagen, Geschäftsvorteile gegenüber den Wettbewerbern, sind öffentliche Anwendungsbeispiele leider noch dünn gesät. Genannt wurden etwa die Sensorauswertung beim CERN (nicht die physikalische Kernanwendung, sondern „nur“ Hunderte von Millionen von Sensorendaten, die an neuralgischen Punkten feststellen, ob die Anlage funktionsfähig ist) oder die Vorabprüfung von Paypal-Zahlungen, bei der in 150 Millisekunden anhand von 1.000 Regeln geprüft wird, ob eine Zahlung freigegeben werden kann.
Live via Skype war in die „Münchner Big-Data-Runde“ zugeschaltet der Big-Data-Verantwortliche des Frankfurter Flughafens. Er schilderte, wie die Fraport AG schon heute anhand von Sensorschranken Passagierströme auf dem Flughafen nachvollzieht, und damit die Flughafenlogistik vorab unterstützt, Engpässe zu vermeiden. So können beispielsweise rechtzeitig Beamte zu den Einreisekontrollen beordert werden, noch bevor lange Schlangen entstehen.
Wert legte der Experte darauf, dass hier nicht die Wege des einzelnen Passagiers nachvollzogen werden; die Person ist also nicht identifizierbar. Gleichwohl entstanden in der Teilnehmerrunde sofort neue Ideen, wie die Lösung ausgebaut werden könnte. Beispielsweise indem Ladenmieten am Flughafen danach gestaffelt werden könnten, wo besonders zahlungskräftige Passagiere, etwa aus den Erste-Klasse-Bereichen, besonders häufig vorbeikommen.
Der 600 Millionen Euro Markt Big Data in Deutschland
Dass in Big Data „Musik ist“ belegte Dr. Carlo Velten, Analyst von Experton: Nach Berechnungen seines Analystenhauses beläuft sich der Markt für Big Data alleine in diesem Jahr in Deutschland auf 600 Millionen Euro. Wobei Günther Stürner von Oracle Wert auf die Feststellung legte, dass „früher nicht alles schlecht war“ und darauf verwies, dass modern SQL-Datenbanken, wie Oracle Database, auch schon umfangreiche Möglichkeiten der flexiblen Datenablage, des Daten-Managements und der Auswertung böten. Insbesondere verwies er darauf, dass Weiterentwicklungen darauf abzielten, ein zentrales Management von SQL-Daten in bestehenden Data Warehouse und der Integration von Big-Data-Auswertungen zu ermöglichen.
Big Data: An der Spitze des Hype-Cycles?
Insgesamt bekam man den Eindruck, dass die Technologie-Anbieter Unternehmen heute eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten, um von den extrem wachsenden Datenmengen zu profitieren. Gleichzeitig schlagen sich Unternehmen aber damit herum, die Komplexität ihrer laufenden Systeme in den Griff zu kriegen, und müssen gleichzeitig neue Technologien wie Mobile, Cloud und eben Big Data integrieren. Letztendlich ergibt das wohl wieder den üblichen IT- „Hype-Cycle“, d.h. wir werden wohl erst in ein bis zwei Jahren konkretere Anwendungsbeispiele öffentlich sehen, wenn Big Data tatsächlich in den Unternehmen angekommen ist. Dass es dort seinen Platz findet steht außer Frage, wie die Veranstaltung zeigte.
Dem Podium gegenüber saßen übrigens 20 Journalisten, vornehmlich der IT-Publikationen aus München, die von ihren Kollegen Christoph Witte und Wolfgang Miedl eingeladen waren. Aus Agentursicht übrigens ein gelungenes Veranstaltungsformat, da es herstellerübergreifend speziell für Journalisten einen Themenüberblick bietet, und zudem wie ein „Klassentreffen“ wirkt, welches das anschließende Networking vereinfacht.
Hinweis: Oracle ist Agenturkunde von vibrio und hat sich , wie die anderen Unternehmen auch, finanziell an der Veranstaltung beteiligt.
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