Browser-Tabs und -Register sind erfunden – ein Tipp!
Wenn man sich die Debatte auf dem Kooptech-Blog so ansieht, könnte man meinen, neue Web-Technologien seien an Journalisten und Rezipienten spurlos vorübergegangen. Demnach setzen Journalisten keine Links in Online-Beiträgen, weil sie Angst haben, dass Ihnen die Leser abhanden kommen könnten.
Aus persönlicher Erfahrung halte ich es mit längeren Online-Artikeln wie folgt: Artikel lesen und die enthaltenen Links, sofern sie interessantes versprechen, während des Lesens einfach mit dem Browser in einer neuen Registerkarte (IE) oder einem neuen Tab (FF) öffnen. Nachdem man nun den Ausgangbeitrag gelesen hat, kann man durch die geöffneten Register oder Tabs stöbern. Wenn man ein komplett neues Thema erwartet, einfach ein neues Browserfenster öffnen und dann wieder die Register. Funktioniert hervorragend und stört den Lesefluss kaum. Das Ganze setzt natürlich voraus, dass der Ausgangsbeitrag von Anfang bis Ende lesenswert ist – aber das Risiko besteht in der gedruckten oder audiovisuellen Welt genauso, auch hier gehören umblättern und umschalten dazu.
Im Übrigen würde ich mir wünschen, dass, wenn Links gesetzt werden, diese auch noch in irgendeiner Form kommentiert werden, so dass ich als Leser weiß, ob sich der Klick überhaupt lohnt.
Ich meine aber dennoch, dass eher ein Altes Problem hinter diesem vermeintlich neuen steckt: Journalisten werden einfach im Arbeitsalltag zu wenig Zeit haben, Originalquellen oder andere relevante Links zu recherchieren. Zudem könnte ich mir vorstellen, dass die unsichere Rechtslage in Bezug auf Links manche Verlage im Zweifelsfall dazu tendieren lässt, lieber keine Links zu setzen, bevor man mit der teuren und zeitaufwändigen Prüfung der Rechtefrage beginnt.
Unsere Studie unter Journalisten hat ja ergeben, dass es Journalisten mehrheitlich erlaubt ist, auf externen Content zu verlinken, dass es aber Vorbehalte gibt, diese Chance auch zu nutzen. Vorbehalte bestehen hauptsächlich wegen unklarer Quellenangabe und damit verbundener mangelnder Glaubwürdigkeit.
Das mit den Vorbehalten halte ich für etwas vorgeschoben, da die meisten Journalisten ja inzwischen im Netz recherchieren (auch eine Studie). Das mit der Rechtslage ist auch nicht so unsicher. Der Heise-Verlag, der konsequent verlinkt, hatte nur einen einzigen Rechtsstreit, soweit ich das mitbekommen habe – und da ging es um einen Link auf eine Raubkopier-Software. In der Regel geht es aber doch darum, wirkliche Quellen zu verlinken, die man für die eigene Recherche genutzt hat. Ich habe von mehreren Redakteuren gehört, dass es tatsächlich eher damit was zu tun hat, dass man a) nicht auf die Quellen so sehr aufmerksam machen möchte, um eher unverwechselbar darzustehen, b) die Leser nicht von der eigenen Seite wegzuschicken. Beides, finde ich, zeigt ein mangelndes Zutrauen in die eigene Qualität. 🙂