CeBit-Nachruf: das Persönliche vergessen

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CeBit-Nachruf

Die CeBit ist passé. Im Alter von 32 ging sie zurück daher wo sie kam und wird der Hannover Messe einverleibt, aus der sie einst abgespaltet wurde: es war 1986, als das „Centrum der Büro- und Informationstechnik“ zum ersten Mal abgehalten wurde. Seitdem war Deutschlands groß IT-Messe für viele vibrioten ein prägendes Erlebnis. Die Teilnahme eine Weihprüfung, bisweilen schmerzhaft, oft anstrengend, nie langweilig. Wie bei jeder guten Trauerfeier wollen wir deswegen (De Mortuis Nil Nisi Bene) in unserem CeBit-Nachruf ein paar #cebitmemories Geschichten von und mit der CeBit erzählen – und eine Dignose versuchen, warum es so kommen musste.

CeBit-Nachruf Nr. 1: Sascha und das Parkgebot

„Es war 2007. Zur Red Hat Pressekonferenz hatte ich Tonnen an Material gepackt. Das ging nur mit dem Auto, direkt vor den „Knochen“ – also das Pressezentrum. Nur: einmal vorgefahren, verpasste ich den rechten Zeitpunkt. Aus Sicherheitsgründen ließ mich die Security das Auto nicht mehr bewegen. Bis zum Ende der Messe stand mein Vehikel also da, und ich durfte mich mit den Öffentlichen herumärgern. Man beachte die rote Fedora auf dem Armaturenbrett – damals gab es noch einen Dresscode. Und natürlich sah es 10 Minuten vor Start der PK so aus:

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Ich wollte schon in meinen roten Hut beißen. Aber die CeBit hat mich nicht enttäuscht. Auf einmal rannten uns die Kollegen aus der Presse die Tür ein. Die PK war ein Erfolg, und ich um eine Lektion in Geduld reicher.“

CeBit-Nachruf

Red Hat auf der CeBIT

CeBit-Nachruf Nr. 2: Madeleine und die alternative Karriere im Polizeidienst

„Meine einzigen Live-Auftritte auf der CeBIT erlebte ich als Messehostess in Polizeiuniform. Später als Beraterin bei vibrio. Mit der Messe verbinde ich eine andere Erinnerung: die an unseren Billiard-Tisch in der Agentur. Die Mengen an Papier, die wir für unzählige Pressemitteilungen und -Mappen für unsere Kunden konfektionieren mussten, hätten auf keinem normalen Bürotisch Platz gefunden. Und natürlich war es immer kurz vor knapp. Wir mussten alle mit anfassen. Es waren lustige, aber lange, Abende.“

CeBit-Nachruf Nr. 3: Markus und das Fax im Härke-Eck

„Wie immer zu Messezeiten war es alles ein bisschen zu kurz vor knapp. Ich erinnere mich an den Abend vor dem Messestart. Wir saßen im berüchtigten Härke-Eck. Es war noch vor dem Zeitalter des mobilen Internets, aber es gab Fax – und so erreichten uns die handschriftlichen Last-Minute-Korrekturen an einem Dutzend Pressemitteilungen auf diesem Weg. Ein endlos langes Thermo-Papier spuckte das Faxgerät des Wirts aus, sicher zehn Meter. Ein Wunder, dass das Papier reichte. Für uns bedeutete das natürlich eine Nachtschicht. Wie wir es geschafft haben, dass zum Messestart alle Pressemitteilungen dennoch korrekt und vollzählig im Keller der Halle 1 ankamen, ist mir heute fast ein Rätsel. Und das liegt nicht am Aquavit, den der Wirt uns kredenzte.“

Warum es zum CeBit-Nachruf kommen musste

Einige von uns haben es kommen sehen , andere hatten noch Hoffnung. Aber der Trend der letzten Jahre war nicht zu übersehen: Aussteller- und Besucherzahlen der CeBIT gingen stetig zurück. Der Re-Launch im Sommer dieses Jahres sollte der Messe neuen Wind einhauchen. Der Grundgedanke war auch nicht verkehrt: ein Wandel hin zu einem smarten, jungen Event, das den Geist der digitalen Transformation in sich trägt. Doch das Konzept war nicht konsequent durchdacht. Die Aussteller wurden nicht mit ins Boot geholt, das neue Konzept ging an ihren Bedürfnissen vorbei: Leads, Leads und nochmal Leads. Die aber gibt es, der digitale Transformation sei Dank, mittlerweile billiger online.

Es ist ein Jammer, denn ein wesentlicher Aspekt der Kommunikation (und sowohl Marketing als auch Vertrieb sind in erster Linie Akte der Kommunikation) ist der persönliche Kontakt. Ohne die gemeinsamen Erfahrungen (siehe oben) auf dem Event und um das Event lässt sich keine gute Beziehung zum Kunden aufbauen. Vielleicht kann die Hannover Messe als Rückzugsort für die letzten Reste der CeBit diese Aufgabe wahrnehmen. Aber vermutlich wird sich die deutsche IT-Branche einen Ersatz für ihre Leitmesse suchen. Getreu dem Motto: Wenn es keine CeBit gäbe, dann müsste man sie erfinden.

1 Antwort
  1. Alexander Gerber says:

    Ja, auch ich werde wehmütig.
    Und ein wenig ärgerlich. Ich habe größte Akzeptanzschwierigkeiten mit der Darstellung seitens der Messe AG, der anvisierten Aussteller und derjenigen, die sich als Zielgruppe wähnen und sich darüber beschweren, sie wüssten mehr als das Personal am Stand.

    Der Punkt, den dieses jährliche Highlight für mich ausgemacht hat, kommt in all den lauwarmen Rechtfertigungen via schwindenden Zahlen überhaupt nicht vor. Die Qualität der persönlichen, interaktiven Kommunikation wird weder durch Webinare oder Podcast, noch durch Newsletter oder andere Formen des Informationstransports erreicht, geschweige denn übertroffen.

    Tja … ist halt so. Jede*r gestaltet durch eigene Entscheidung die Welt mit, in der er*sie Leben möchte.

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