ChatGPT, Bard und Co.: Ist KI eher Chance oder Gefahr?
Also gut – meine Hoffnung, dass ChatGPT in den weltweiten Google-Rankings ganz vorn liegt, hat sich soeben zerschlagen. Das wäre nämlich der perfekte Aufhänger für diesen Blogbeitrag gewesen: ChatGPT hier, ChatGPT dort, KI in aller Munde. ChatGPT beherrscht die Medien und die News. Aber ich wurde tatsächlich eines Besseren belehrt: Derzeit trendet weltweit Google Bard. Das ist aus Laienperspektive praktisch dasselbe wie ChatGPT, nur eben von Google.
Künstliche Intelligenz ist dennoch momentan DAS Thema, mit dem sich eine unvorstellbare Anzahl an Menschen befasst. Politiker, Ingenieure, Tech-Milliardäre und selbstverständlich auch Journalisten stürzen sich auf diese Begrifflichkeit. Um es vorwegzunehmen: Nicht alle verstehen auch tatsächlich etwas davon. Das zeigen deutlich deren Publikationen darüber. Horrorszenarien werden da skandiert. Ja, es werden sogar gleich Berufe aufgezählt, deren Tage dann wohl gezählt sind. Aber ChatGPT & Co. werden auch als Heilsbringer oder echte Chance tituliert, die das Leben, den technologischen Fortschritt und überhaupt alles besser machen werden…sollen…könnten.
Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit
Wir ahnen es: Unter all den Möglichkeiten steckt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Selbstverständlich gibt es Tätigkeiten oder Jobs, die mit einer intelligent automatisierten Anwendung viel schneller und einfacher – aber auch viel kosteneffizienter erledigt werden können. Doch sicher ist es nicht so, dass Verlagsleiter dieser Welt nun reihenweise Journalisten entlassen, weil man Artikel so schön via ChatGPT erstellen lassen kann. Und auch unsere immer wieder hochgelobten Pressefotografen oder Bildreporter (also Bildreporter im klassischen Sinne, nicht die, die sich für das Springerblatt verdingen) werden morgen nicht zum Jobcenter rennen müssen, nur weil Mindverse, ArtSpace oder Jasper so schicke (und oft in Sachen Realismus verblüffende) KI-Fotos und -Grafiken erstellen können.
Zurück zum Topic: Mit ChatGPT lassen sich zum Teil wirklich beeindruckende Ergebnisse erzielen: fachliche Texte, Tabellen, tägliche Schriftstücke wie E-Mails. Ja selbst Übersetzungen ins Englische oder in andere Sprachen sind mit ChatGPT möglich. Schreibaufgaben, für die „Mensch“ Stunden, Tage, Wochen aufwenden müsste, werden dank KI und Rechnerleistung in wenigen Sekunden erledigt. Also doch ein Jobkiller?
Eine Unterstützung, die man zu nutzen lernen sollte
„Wir erleben gerade die letzten Tage des Internets, an denen der überwiegende Anteil der Inhalte noch menschengemacht ist.“ Das sagte Oliver Eckert, Chef von BurdaForward, in einem mit dem Branchen- und Medieninformationsdienst kress geführten Interview. Einen Auszug davon hat kürzlich das Magazin PRReport hier veröffentlicht. Inhaltlich ging es darum, ob große Verlags- und Medienhäuser Angst vor der Zukunft mit ChatGPT haben müssen. Aber Oliver Eckert zeigte im Gespräch einen anderen Weg auf: Lernen, mit den vielfältigen Möglichkeiten und Vorteilen einer solchen Technologie zu arbeiten. Die Anwendungsoptionen für sich nutzen, eigenen Content dadurch verfeinern und die Geschwindigkeit und Effizienz bei der Texterstellung so erhöhen. Das liest sich gut. Das macht Hoffnung, dass es eine Art Co-Existenz mit dem Text-Roboter geben kann.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Kommen wir nochmal kurz auf den ChatGPT Mitbewerber Google Bard zu sprechen. Dieser wurde nun (Stand 11. Mai 2023) endlich für eine breite Masse verfügbar gemacht. Weltweit. Nicht nur für diesen elitären, kleinen Kreis derer, die sich in die schier endlosen Beta-Listen eintrugen. Selbst dem Spiegel war dieser Release einen Beitrag wert. Was kann Bard? Nun, zunächst verfügt das Tool über ein neues Sprachmodell und verbesserte Nutzbarkeit. Google hat Bard mit einer technisch völlig neuen Basis ausgestattet und das bisherige Sprachmodell, auf dem der KI-Helfer aufsetzt, durch ein leistungsfähigeres Modell ersetzt. PaLM wird also quasi zu PaLM 2. Gemäß Google soll das für konkretere Antworten und eine erhöhte Nutzbarkeit sorgen. Zudem ist die Kompatibilität der ausgegebenen Ergebnisse nun wohl viel leichter in andere Services exportierbar. Exemplarisch wurde hier Google Docs genannt.
Aber Google Bard kann nun auch Bilder in Texte verwandeln. Das klingt spannend, auch mit Blick auf die immer weiter voranschreitende Barrierefreiheit in so vielen Bereichen des (technischen) Lebens. Auch ist nun möglich, Bildern eine tolle, passende Bildunterschrift verpassen zu lassen. An dieser Stelle einen Gruß an meine liebe Kollegin Ruth, die uns Berater immer wieder freundlich ermahnt, bei veröffentlichten Pressebildern doch bitte neben den obligatorischen Metadaten auch an knackige, passende Bildunterschriften zu denken. Bard analysiert dafür den Bildinhalt und gibt auf Wunsch eine passende Beschreibung aus. Wäre wirklich mal auszuprobieren.
Und last, but not least kann Google Bard nun selbstständig Bilder erstellen – mithilfe des Programms Adobe Firefly. Also praktisch eine All-in-One-Lösung für KI-Enthusiasten. Oder kreativmüde Menschen.
Zusammenfassung – aber nicht das Ende
An dieser Stelle bleibt nur noch die zusammenfassende Quintessenz, dass es zum einen unglaublich viele Möglichkeiten für den Einsatz von ChatGPT und Co. gibt, zum anderen immer mehr Marktbegleiter mit ihren eigenen Softwaresystemen auf den Markt drängen, um nicht abgehängt zu werden. Für den Anwender bedeutet dies, dass sich in den kommenden Monaten und Jahren einiges tun wird in der KI-Thematik. Künstliche Intelligenz wird aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sein. Und bei allem ernsten Verständnis für all diejenigen, die die tägliche Portion Berichterstattung über KI, AI, ChatGPT oder Google Bard nicht mehr ertragen wollen: Das Thema ist vielleicht omnipräsent, vielleicht auch etwas nervig. Es birgt aber so viele Chancen und Möglichkeiten, die wir gerne miterleben sollten. Und es kommt bestimmt noch einiges mehr.
Kann aber sein, dass es noch ein bisschen dauert bis wir in Deutschland und Europa Bard ohne Umwege nutzen können. Offenbar hat Google aus Vorsicht gegenüber der EU- AI-Regelung denn Start in Europa erstmal ausgelassen: Verfügbar in 180 Ländern außerhalb der EU, aber natürlich mit Britannien… (https://thenextweb.com/news/google-releases-bard-world-leaves-eu-behind)
Korrekt. Allerdings sollte jeder, der mit ChatGPT & Co. arbeitet, auch in der Lage sein, via VPN sein Google Bard anschmeißen zu können. Auch von D oder EU aus.