Der beste Ton – das beste Bild – die schrägste Schreibe
Am vergangenen Wochenende ging wieder einmal die High-End, die Münchner Messe der Hifi- und High-End-Enthusiasten, zu Ende. Als leidenschaftlicher Vinyl-Freak ist der Besuch dieser Veranstaltung für mich jedes Jahr eigentlich ein Muss. In den letzten acht Tagen hat mich ein Kundenprojekt leider nachdrücklich von allen Amusements und Leidenschaften abgehalten. So blieb mir nur, mich wie alle Jahre an den heiter verdrehten PR-Meldungen der High-End-Pressestelle zu ergötzen. Ein Ausschnitt aus dem diesjährigen Abschlussbericht (der offensichtlich gut besuchten Messe):
„Vor den Eingängen versammelten sich Menschenmassen … Selbts (sic!) die Hydraulik-Öle der Tiefgaragen-Lifts überhitzten zeitweise, so dass partiell eine Abschaltung zwecks Kühlung unausweichlich war.“ Abgesehen von der eigenwilligen Verwendung des Wortes „partiell“ ist das ein nettes Bild für den Tatbestand einer gut besuchten Messeveranstaltung.
Ansonsten erfüllten die sprachlichen Marotten der High-End-Pressemeldungen auch in diesem Jahr meine ohnehin schon hohen Erwartungen vollumfänglich. Ein paar kleine Beispiele:
„Auch hier ist die hohe Internationalität bemerkenswert und spricht eine deutlich, internationale Sprache.“ Ja ja, die Internationalität spricht eine internationale Sprache.
“ Trotz wunderschönem, sonnigem Kaiserwetter und auch wegen der finalen Bundesliga Spiele um die Deutsche Meisterschaft, waren die Besucherzahlen an diesem tropisch heißen Samstag erfreulicherweise noch relativ hoch.“ Wegen der Bundesliga-Spiele waren die Besucherzahlen hoch? Da wollte der Dichter doch wohl das Gegenteil unterstellen …
„Hierbei freuten sich die Aussteller nicht nur über die konstant hohe Besucherzahl, sondern auch darüber, dass auf der HIGH END® erfreulicherweise die absolut richtige Zielgruppe anzutreffen ist – ohne Streuverluste.“ Über die erfreuliche Zielgruppe selbst wird nichts weiter berichtet. Vermutlich war der Anteil der Tauben und Blinden eher gering: bester Ton und bestes Bild ohne Einschränkungen. Erfreulich erfreulich eben.
Wer Spaß hat, an vergeigten Meldungen, der mache sich einmal auf in die Tiefen des Textuniversums der High-End. Dort sind noch wahre Schätze zu heben, etwa: „Menschen brauchen Seelennahrung, um in stürmischen Zeiten eine ruhige, Kraft spendende Mitte wahren zu können.“ Und wenn die Kraft spendende Mitte erreicht ist, dann gelingt es Captain Kirk und dem „Zeitalter in Bereiche vorzustoßen, die einem Musik-Gourmet eine spannende Zukunft verheißen.“ Vorstoßende Zeitalter und Kraft spendende Mitten: wie eng Musik und Wahnsinn ineinander verwoben sein können, wissen wir spätestens seit Robert Schumann.
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