Der letzte Drucker geht – Paperless Office

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Heute geht der letzte Drucker. Ein bisschen ist das, wie wenn das letzte Bergwerk schließt und der Bergmannchor ein letztes Mal singt:

Glück auf, Glück auf ! Der Steiger kommt,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezündt, schon angezündt. 

Bei uns geht heute auch eine Epoche zu Ende. Der letzte Drucker geht!

Als ich Ende 1992 die Agentur gründete stellte ich zwei Computer auf und verband beide mit einem Kabel. Es war die Zeit von „Windows for Workgroups“. An einen PC – es handelte sich um zwei 486er Rechner – hängte ich einen Drucker und fertig war mein kleines Netzwerk. Vor den einen Rechner setzte ich meine erste Mitarbeiterin („Hallo Slobo“), vor den anderen setzte ich mich und dann warteten wir auf Kunden. Aber erstmal kamen Behörden und Formulare und auf denen stand „Bitte mit Schreibmaschine ausfüllen“. War das eine Diskussion mit dem Amt. Wir hatten keine Schreibmaschine. Das verstand damals bei der Stadt Unterschleißheim kein Mensch. „Sie haben keine Schreibmaschine?“ „Nein!“. „Was sind Sie denn für eine Firma?“ „Wir haben Computer“. „Sie brauchen eine Schreibmaschine“. „Wir haben einen Drucker“. 

Mein erster Arbeitsplatz bei vibrio 1992: Keine Schreibmaschine, aber ein fetter PC.

kein paperless office

vibrio 1992: Wirklich noch kein paperless office: Drucker unter Windows for Worksgoups.

 

Kurz: es war eine lange Diskussion. Und wir waren ein wenig Avantgarde.

Paperless Office

Heute, am 27. November 2020, passierte folgendes bei vibrio:

Der letzte Drucker

Der letzte Drucker

Ein Anruf an der Telefonzentrale. Mein Kollege Markus Pflugbeil holte den Call aus der Warteschlange. 

Anrufer: Wer ist denn bei Ihnen für Drucker zuständig?
MP: Jeder für seinen eigenen.
Anrufer: [Pause, dann erfreut] Jeder hat seinen Drucker?
MP: Das weiß ich gar nicht, ich drucke hautpsächlich für die Schule der Kinder.
Anrufer: Im Büro?
MP: Nein wir sitzen in den Homeoffices.
Anrufer: Aber sie werden doch im Büro einen Drucker haben.
MP: Ja, noch ein paar Stunden, dann wird der abgeholt.
Anrufer: [Verzweifelt] Wer kauft denn bei Ihnen Büromaterial?
MP: Keiner, wir machen ja alles am Computer.
Anrufer: Alles?
MP: Ja klar.
Anrufer: Dann kann ich Ihnen gar nix verkaufen.
MP: Leider nein. Schönes Wochenende.
Anrufer: Komplett digitalisiert, Wahnsinn. Schönes Wochenende.

Wir sind wohl mal wieder ein wenig Avantgarde. Denn heute geht der letzte Drucker. Er wird gleich abgeholt. Mit Toner und Kabel. Eine lange Geschichte findet damit ein Ende. Serielle Schnittstelle, parallele Schnittstelle, Anschluss über USB. Hochladen der Treiber ins HIMEM.SYS. Überhaupt: Druckertreiber in MS-DOS. Bücher konnte man darüber schreiben (Hallo Markus Kraus!). Ach was: Bibliotheken! 

Der letzte Drucker geht. Bei mir ist sogar das Papier inzwischen elektrisch. Dank reMarkable. Dieses kleine Teilchen liebe ich über alles. Na gut: ab und an nutze ich noch Bleistifte. Für’s Feine. 

Ade Drucker. War eine schöne Zeit. Und jetzt? Vom Druck befreit. Endlich.

 

 

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