Die klassische Pressearbeit ist am Ende – Trends im neuen European Communication Monitor
Die neue Ausgabe der wohl wichtigsten Panel-Befragung zur Entwicklung der PR ist erschienen: der „European Communication Monitor„, erarbeitet von Prof. Ansgar Zerfass und Kollegen. dass die klassische PR-Arbeit am Ende ist und neue Herausforderungen inbesondere in der mobilen Kommunikation und im Bereich Social Media anstehen, ist wenig überraschend. Aber die Studie ist lesenswert wegen der zahlreichen Detailergebnisse. Hier einige aus meiner Sicht wirklich überraschende oder aufschlussreiche Resultate:
Frauen entdecken in den neuen digitalen Instrumenten der PR-Arbeit eher ein Potential zur Vereinfachung ihrer Jobs, als ihre männlichen Kollegen. Die männliche Überheblichkeit führt allerdings dazu, dass Männer sich eher in der Lage sehen, die Komplexität der neuen Tools zu beherrschen:
Je jünger die Kollegen sind, desto eher empfinden sie neue Werkzeuge in der PR als Erleichterung und Bereicherung:
Mehr als 80 Prozent der PR-Beschäftigten arbeiten Woche für Woche deutlich mehr, als ihre reguläre Arbeitszeit ausweist:
Immerhin jeder zehnte Mitarbeiter einer PR-Agentur gibt sogar an, mehr als 50 Prozent Überstunden zu leisten, weitere 40 Prozent arbeiten nach eigenen Angaben zwischen 25 und 50 Prozent mehr, als im Vertag steht. Ich sehe schon: vibrio ist der Ponyhof der Branche 😉
PR-Arbeiter sind hochgradig motiviert und hochgradig gestresst
Die meisten PR-Arbeiter empfinden ihren Job als spannend. Sie mögen ihn. Andererseits: viele schimpfen über zu geringes Gehalt, zu wenig Aufstiegsmöglichkeiten und zu lange Arbeitszeiten:
Frauen telefonieren und ratschen nicht gern? Wen haben die denn befragt? 😉
Viel besser kann ich nachvollziehen, dass E-Mail der Kommunikations der alten Säcke ist, … äh … verzeihung, der erfahrenen Kollegen:
Voll unterschreiben kann ich auch, dass wir Senioren Google+ lieben:
Die klassische Pressearbeit verliert ihre Relevanz
Und nun wird’s wirklich spannend: Online-Kommunikation dominiert schon heute die strategische Kommunikation und gewinnt weiter an Gewicht. Wenig überraschend: Mobile und Social-Media-Kommunikation gewinnen schnell an Relevanz. Klassische Presse- und Medienarbeit aber verlieren Boden; ebenso der Bereich Corporate Publishing:
Andererseits – und auch dass kann ich bestätigen – überschätzen viele PR-Profis die Entwicklung von Social Media und unterschätzen die Bedeutung der klassischen Pressearbeit:
Genau deshalb versteht sich vibrio immer noch als PR-Agentur – auch wenn Social Media bei uns längst in den Alltag Eingang gefunden haben.
Mobile Apps gewinnen in der PR an Relevanz:
Männer sind doof. Na ja, jedenfalls wollen sie häufig nicht einsehen, dass der Trend zu mehr Frauen im Beruf die Professionalisierung der Branche vorantreibt. Ich sehe das durchaus so:
Das ist übrigens ganz wunderbar an dieser Studie, dass sie die Gender-Problematik recht ausführlich und gründlich untersucht. Aber die Studie ist ohnehin Pflichtlektüre für PR-Profis. Und gerade deshalb ist es wichtig zu wissen, dass man sich den Bericht kostenlos herunterladen kann: https://www.communicationmonitor.eu/.
Danke den Machern für einen richtig guten Job!
Sorry, aber „am Ende“ ist natürlich völliger Quatsch. Das sagt auch die EMC-Studie nicht. Allerdings wird die Bedeutung der klassischen Pressearbeit weiter zurückgehen. Hierbei muss man jedoch auch mal abwarten, wie es sich in puncto (eher konservativer) Fachmedien entwickeln wird. Unstreitig aber ist, dass sich das Ganze weiter hin in Richtung Social Media verlagern wird.