die schweizer post gibt die zeitung auf und druckt was sie wollen.

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die schweizer sind schon ein eigentümliches völkchen. seit monaten diskutiert die branche weltweit über das bedrohungspotential, das den gedruckten tageszeitungen durch neue interaktive online-angebote entsteht, und nun drucken die eidgenossen einfach interaktiv.

 

die schweizerische post experimentiert derzeit unter dem titel „personal news“ mit einer personalisierten gedruckten tageszeitung. dabei dürfen sich die leser die inhalte aus mehreren etablierten tageszeitungen frei zusammenstellen. zur wahl stehen neben einigen internationalen blättern aus der schweiz der „Tages-Anzeiger“, die „Freiburger Nachrichten“, die „Südostschweiz“ und das „Zofinger Tagblatt“. „Das Angebot soll den Verlagen eine Ergänzung für den Vertrieb bieten“, sagt mariano masserini, pressesprecher der eidgenössischen post. die post wolle sie nicht „konkurrenzieren“, wie man das in den bergen ausdrückt. zum leser kommt die metazeitung kommt dann ins email-fach oder aber in den guten alten briefkasten aus blech.

neu ist die idee eigentlich nicht. die kollegen von dailyme und zommer sind schon erheblich weiter bei der realisierung personalisierter elektronischer tagesmedien. bei den schweizern geht mir die verheiratung der paradigmen digitaler und konventionaller medien aber in die falsche richtung: digitale medien mit ihren möglichkeiten der personalisierung und interaktivität brauchen kein papier mehr. die hohen druckkosten des printing on demand sollte man sich sparen. meine klassische gedruckte tageszeitung aber liebe ich nicht nur weil sie raschelt, sondern weil sie die fünfte person am frühstückstisch ist, die man nach belieben loben und beleidigen darf. meine „sz“ darf ich  loben, weil sie die „seite 3“ hat, die mich immer wieder überrascht, und tadeln, weil sie nie über den club berichtet, obwohl tausende von franken mit migrationshintergrund sie abonniert haben. vor allem aber: sie will mir beim morgenkaffee keine neuen schuhe zeigen und schimpft nicht über lehrer. würde ich mir ihre inhalte auswählen, würde sie ihre persönlichkeit verlieren. sie wäre ein vermutlich nützliches werkzeug, und nicht länger mehr „gast“ in meinem hause.

interaktive moderne medien sind nützlich und gut. meine tageszeitung aber ist etwas ganz anderes: sie ist einfach „da“. und wäre sie das nicht, würde ich sie furchtbar vermissen. und wenn es stimmt, was turi spekuliert, dass in berlin ein paar junge startups an einer deutschen individualisierten gedruckten tageszeitung arbeiten – „die digitalen Druckmaschinen stehen schon bereit“ – dann ist mir das auch egal.

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