Ein Jahr dampfLog – Hurra wir leben noch!
Vor einem guten Jahr haben wir bei vibrio mit der dampfLog unser kleines Blog gestartet und am 18. Juni 2008 habe ich die Ziele dieses Blogs wie folgt beschrieben:
„Wir wollen in der dampfLog einfach Meinungen und Deinungen tauschen. Zu Trends in PR und Marketing, aber auch zu Dingen, die einfach nur UNS bewegen. Wir werden Dampf ablassen und hoffen, manchmal hinter dem Dampf ein Echo zu hören, ein Pfeifen im Walde. Ob die dampfLog zieht, ob sie etwas bewegen kann wird man sehen.“
Richtig los ging’s dann mit der Ankündigung der dampfLog in einem E-Mailing an unsere Kunden und Freunde im Juli 2008. Was ist in diesen gut zwölf Monaten und nach immerhin190 Posts aus unserem Projekt geworden?
Das erwartete Echo hat sich eher als Raunen erwiesen. Es geht der dampfLog wie den meisten Corporate Blogs: sie wird gelesen, aber es wird wenig kommentiert. Dabei lässt die Zahl der Kommentare keinen Rückschluss auf die Zugriffszahlen zu. Die Zugriffszahlen sind erheblich besser, als wir uns dies erwartet hatten. So ist seit dem Start der dampfLog die Anzahl der Visits auf www.vibrio.eu pro Monat um gut 50 Prozent gestiegen! Und auch die Anzahl der Besucher hat um mehr als 40 Prozent zugenommen. Das hatten wir so nicht erwartet. Und das ist ein schöner Nebeneffekt für unsere Kunden, deren Informationen ja das Herz unserer Web Site bilden.
Häufig werden wir auf die dampfLog angesprochen, v.a. von potentiellen Kunden und Partnern, aber auch von Journalisten. Offensichtlich wirft man gerne mal einen Blick in das Blog, um die „Denke“ hinter dem offiziellen Agenturprofil kennenzulernen. Und die eher belletristische Auseinandersetzung mit den Dingen, die uns wichtig sind, erlaubt ja auch eine emotionalere Ansprache, als dies in offiziellen Präsentationen möglich wäre. Und Spaß machts auch noch: endlich mal schreiben und kein Kunde (oder Chefredakteur) redigiert einem in den Text 😉
Anfangs hatten wir große Bedenken, dass das Blog irgendwann wieder einschläft, weil uns das Tagesgeschäft am aktiven Bloggen hindern würde. Das ist nicht eingetreten. Im Gegenteil: wir pflegen bei vibrio parallel zur dampfLog noch ein internes Blog, das ausschließlich der Mitarbeiterkommunikation dient. Da ist dann auch die Beteiligung des ganzen Agenturteams erheblich breiter, als hier auf der dampfLog.
Und auch dies ist ein Lernprozess, den wir nicht anders bei unseren Kunden erleben: Corporate Blogs leiden viel weniger unter ängstlichen Vorgaben der Geschäftsführungen, als unter dem traditionellen Rollenverständnis der Mitarbeiter. Mitarbeiter bloggen gerne in ihrer Freizeit auf ihren eigenen Blogs und treiben sich in allen möglichen Social Communities herum: aber die Doppelrolle als unzensierte und mit eigenen Meinungen versehene Privatpersonen in einem Corporate Blog zu kommunizieren, ist schwierig zu erlernen. Wird die Aussage eines Mitarbeiters in einem Firmen-Blog als Meinung des Menschen oder als Meinung des Unternehmens interpretiert? Was hat meine eigene Meinung mit meinem Arbeitgeber und damit mit „dessen“ Corporate Blog zu tun? Dass sich die traditionelle Trennung von Beruf und Leben immer mehr auflöst, wird zwar in Zeiten der universellen mobilen Erreichbarkeit und der beliebten Heimarbeitplätze durchaus tagtäglich erfahren, dass dies aber auch für die Images von Mitarbeitern und Firmen gilt, ist vielfach noch tabu.
Das erlebe ich bei meinen Kunden, mit denen wir immer häufiger Blogs, Communities und Web 2.0-Instrumente etablieren, und das erlebe ich durchaus auch hier bei vibrio. Und hier wie dort gilt: Blog-Partizipation lässt sich nicht erzwingen. Es ist leichter, den Geschäftsführern meiner Kunden zu erklären, dass der einzige Kontrollverlust in der PR 2.0 darin besteht, dass man die Interpunktion der Pressemeldungen nicht mehr selbst korrigieren kann – die Meinungsbildung der Journalisten und erst Recht der Leser und Kunden hatte man noch nie „unter Kontrolle“ -, als die Mitarbeiter zu ermuntern sich an Corporate Blogs zu beteiligen. Das aber ist Kern unserer Web 2.0-Strategie mit unseren Kunden: wir wollen nicht Blogs für unsere Kunden schreiben, sondern wir wollen unsere Kunden auf dem Web ins Web 2.0 begleiten. Das unterscheidet uns auch von den vielen Auftragsbloggern, die sich heute der Industrie andienen. Das Web 2.0 ist die Chance ein Stück weit von der Stellvertreter-Kommunikation wegzukommen. Diese Chance sollten wir wahrnehmen, denn nur wer diese Chance nutzt, wird am Ende dieser revolutionären Umwälzung unserer Kommunikationsstrukturen eine Überlebenschance haben. Wer den Pressetext nicht langfristig durch (inter-)aktive Kommunikation ersetzt, wer PR im Verlautbarungs- und Generalanzeiger-Stil nicht langfristig durch Storytelling und Influence-by-participation ersetzt, der wird verlieren.
Aber ich merke eben: ich wollte eigentlich nur über ein Jahr Erfahrung mit der dampfLog plaudern, und schon bin ich mitten in der PR 2.0-Strategie gelandet. Das liegt einfach daran, dass wir mit großem Engagement und gegen viele Widerstände an die Chancen der PR 2.0 für unsere Kunden glauben, dass wir uns daran abarbeiten und dass wir nicht die bequemen, sondern die langfristig Erfolg versprechenderen Wege einschlagen. PR 2.0-Agenturen werden sich immer seltener durch reine Redaktionsleistung und Anschlagszahlen finanzieren. Wir werden immer stärker Berater unserer Kunden und Enabler für ihren Weg ins Web 2.0. Die dampfLog ist – um auf unser Thema zurück zu kommen – eine wichtige Station auf diesem Weg. Mein Dank gilt allen, die uns auf diesem Weg folgen.
Auf ins zweite Jahr, auf zur dampfLog 2.0!
Dein Kommentar
Want to join the discussion?Feel free to contribute!