Ein Offener Brief an das PC Magazin

thumbnail-portrait-georg-herrnleben-20091-thumbGastbeitrag: Ein Offener Brief von Georg Herrnleben, Director Zentral-, Osteuropa
und MEA der Business Software Alliance für Zentraleuropa

An:
WEKA Media Publishing GmbH
Redaktion PC Magazin
z.H. Herrn Wolf Hosbach
Herrn Bär
Gruber Straße 46a
85586 Poing

München, den 27. 1. 2011

Ihr Titel: Hier saugen Profi-Piraten

Sehr geehrter Herr Hosbach, sehr geehrter Herr Bär,

ich schreibe Ihnen aus Anlass des Artikels „Quellen der Raubkopierer“ in der Ausgabe 2/2011 des PC Magazins, der auf der Titelseite als Hauptthema „Hier saugen Profi-Piraten“ angekündigt ist, und der sich auch online in voller Länge findet.

In Ihrem Artikel geben Sie eine detaillierte Übersicht über verschiedene Online-Quellen für illegale Kopien urheberrechtlich geschützter Werke samt ausführlicher Handlungsanweisungen inklusiver direkter Links. Sie machen keinen Hehl daraus, dass hier „Raubkopien“ gesucht werden; im Gegenteil untergliedern sie die verschiedenen Quellen gemäß ihrer Nutzergruppen für „Newbies“ oder „Hardcore-Raubkopierer.“ Sie machen sich auch nicht die journalistische Arbeit, die rechtlichen Aspekte illegaler Downloads zu analysieren oder auch nur darauf hinzuweisen, wo sich ein Leser darüber informieren kann. In unseren Augen stellt der Artikel eine kaum verbrämte Anleitung zum illegalen Handeln dar.

Ungeachtet der juristischen Aspekte möchte ich Ihnen die Frage stellen, wie Sie – abgesehen von der offensichtlich beherrschenden Motivation der Auflagensteigerung – diesen Artikel rechtfertigen können. Sie werden wissen, dass das Anfertigen von Raubkopien, vielleicht entgegen der Vorstellung einiger jugendlicher Leser, keine Straftat ohne Opfer ist. Fragen Sie einen Spiele-Entwickler, was er von der unbezahlten Vervielfältigung seiner Werke hält – es gibt viele davon in Deutschland. Oder fragen Sie einen Studio-Musiker, wie er die Folgen der digitalen Musik-Piraterie auf sein monatliches Einkommen beurteilt. Fragen Sie vielleicht auch einmal nach bei den Redakteuren und Anzeigenverkäufern Ihrer Schwesterpublikation CRN nach, die sich an 25.000 Menschen richtet, die mit IT-Produkten und Services ihr Geld verdienen. Oder fragen Sie sich selber, was Sie davon halten, dass Ihr Artikel bzw. Ihre komplette aktuelle Ausgabe des PC Magazins offensichtlich über Seiten wie:

Clipboard01-01

und:

Clipboard01-02

kostenlos zum Download angeboten werden.

Mir erscheint Ihr Vorgehen zynisch, wenn man bedenkt, dass die Debatte um Piraterie nicht neu ist. Die Schädigung der Urheber von kreativen Produkten wie Software oder Musik ist seit langer Zeit unstrittig.

Was genau bezwecken Sie mit Artikeln wie diesem? Geht es Ihnen wirklich nur um die Auflage? Hat es funktioniert? Was ist dann der nächste Gesetzesverstoß, den sie enttabuisieren wollen? Dass Sie auf die „Profi-Piraten“-Strategie setzen, ist umso absurder, als die Krise in der Medien- und Presselandschaft durch die gleiche Kostenlos-Kultur verursacht wird, die in der Piraterie ihren traurigen Höhepunkt findet. Haben Sie davor kapituliert und sägen einfach einmal an dem Ast, auf dem auch Sie sitzen? Dann viel Glück.

Noch einmal: Es gibt keine Rechtfertigung für die unerlaubte Vervielfältigung der Werke Kreativer. Es gibt auch keine Rechtfertigung für eine Anleitung zum unrechtmäßigem und sogar strafbarem Handeln in der Presse. Ich fordere Sie deshalb auf, von Artikeln wie „Quellen der Raubkopierer“ in Zukunft abzusehen. Formulieren Sie in der nächsten Ausgabe eine Entschuldigung an Ihre Leser und klären Sie diese über die Gefahren und Folgen der Piraterie auf. Ich unterstütze Sie dabei gerne.

Hochachtungsvoll,

Georg Herrnleben

Director Zentral-, Osteuropa, Naher Osten und Afrika der BSA

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