Kleiner Lesehinweis in eigener Sache zum Katastrophenjournalismus
Katastrophenjournalismus ist mehr als Voyeurismus: er ist die ständige Kommunikation von Nichtwissen. Und die sozialen Medien sind immer dabei.
Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen in den letzten Tagen ging: die traditionellen, aber auch die sozialen Medien waren voll und völler mit Beiträgen zur Germanwings-Katastrophe. Ich war und bin offen gestanden diesen Katastrophenjournalismus und die unzähligen Spekulationen und die vielen inhaltsleeren Beiträge und das ganze Herumgestochere im Trüben leid.
Das Flugzeugunglück war eine Katastrophe – für die deutsche Luftfahrt, die Lufthansa und Germanwings, vor allem aber natürlich für die Opfer, deren Angehörige und Freunde. Das weiß jeder und das muss weder von mir, noch von anderen bestätigt werden. Aber muss das alles dazu führen, dass auf allen Fernsehkanälen und in vielen Zeitungsspalten und in noch mehr Facebook-Postings und Tweets die immer gleichen sinnlosen Fragen gestellt werden: Warum? Wieso? Wer ist schuld? Was nun?
In den ersten 48 Stunden gibt es selten Wissen, gar keine Analyse, aber immer Sendung Sendung Sendung. Und in den sozialen Medien ist alles noch viel schlimmer: ich hatte in den vergangenen beiden Tagen mehr als einmal den Verdacht, dass viele Äußerungen in Facebook, Google+ und Twitter letztlich nur dazu dienten, sich selbst ins Gespräch zu bringen. Der fast schon mechanisch in die Anschreiben von E-Mail-Newslettern eingesetzte Hinweis auf das Bedauern zum Unglück hat letztlich höchstens die Öffnungsraten dieser Newsletter erhöht. Bei meinem Newsletter, der heute rausgeschickt wurde, geht es wie immer nur um das, wovon ich etwas verstehe, also bestimmt nicht um Flugzeuge.
Zum Unglück hatte und habe ich nichts zu sagen. Aber meinen Unwillen – um es vorsichtig zu formulieren – über dessen mediale Aufbereitung habe ich auf dem Czyslanksy-Blog formuliert. Wen es interessiert, hier ist der Link: Germanwings und die medialen Reiter der Apokalypse.
Manchmal freue ich mich gerade auch in Facebook und Twitter über alle, die einfach mal den Mund halten.
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