Der #Kommunikator – Was Wirtschaftswoche und Kaffee Partner unter Kommunikation (miß)verstehen

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Gestern hat die Wirtschaftswoche ihr Innovationsranking veröffentlicht. Ausgezeichnet wurden innovative Mittelständler mit einer ausgeprägten internen Innovationskultur. Auf Rang 8 findet sich eine – für mich – große Überraschung: das Unternehmen Kaffee Partner aus Hannover. Nun mag ja sein, dass dieser Mittelständler besonders innovative Kaffeemaschinen entwickelt hat. Innovation kann man ja nur selten schmecken und ich gestehe, dass ich bei Kaffeemaschinen auf klassische Werte konzentriert bin: Geschmack, Geschmack und Geschmack. Geradezu wagemutig erscheint mir aber die Auszeichnung des Unternehmens Kaffee Partner mit dem Label „#Kommunikator“.

Kaffee Partner – der Kommunikationsexperte

„Kaffee ist Kommunikation. Der Werbespruch scheint für @kaffee_partner auch nach innen zu gelten. … Kontakt zu vielen = mehr Ideen = mehr Geschäft. Kommunikation ist bei @kaffee_partner eine Art Melange: Sichtkontakt + Intranet + drei (!!) Mitarbeiterzeitungen + ein Kundenblatt.“

Hat denn niemand überprüft, wie dort die Stimmung unter den Vertriebsmitarbeitern aussieht?

Regelmäßig wenden sich unzufriedene Mitarbeiter und ebenso unzufriedene Kunden an mich, weil ich vor inzwischen vier Jahren in einem kleinen Blog-Beitrag über Kaffee Partner meine Unzufriedenheit mit der Kommunikationskultur des Unternehmens veröffentlicht habe. Inzwischen stehen fast 500 (!) weit überwiegend kritische Kommentare unter diesem Blog Post. Ein Unternehmen, das seit vier Jahren im Shitstorm steht und mit diesem offenbar überhaupt nicht umgehen kann wird von der Wirtschaftswoche ausgerechnet für seine Kommunikationsleistung gepriesen? Ein Unternehmen, dessen Strategie im Umgang mit Kundenkritik offenbar nicht in einer Reform des Vertriebsmodells besteht – jedenfalls wird darüber nicht berichtet -, sondern in der Gründung zahlreicher eigener Web-Angebote mit dem Ziel unliebsame Berichterstattung aus den Google-Ergebnissen zu drücken? Ein Unternehmen, dass eine andere kritische Website auf der sich unzufriedene Kunden äußerten einfach aufgekauft hat? Ein Unternehmen, das Unternehmenskommunikation über Anwälte steuert?

Ein Außendienst mit Kniffen

Es gibt Kunden der Firma Kaffee Partner, die empfinden die Außendienstmitarbeiter als „Drücker-Kolonne“. In der Wirtschaftswoche liest sich das dann so: „Beispiel Außendienstler: Wer einen neuen Verkaufskniff findet, bekommt ein Heldenportrait (sic!) in der hausinternen Zeitung.“ Na toll: wer mit Kniffen verkauft, wird ausgezeichnet, nicht wer seine Kunden zu deren Zufriedenheit berät. Was sind das denn für Beurteilungskriterien? Ein „#Kommunikator“ mit den richtigen Kniffen? Und ist die Anzahl der Mitarbeiterzeitungen denn ein Qualitätskriterium oder auch nur ein leisester Hinweis auf eine erfolgreiche Kommunikationsstrategie?

Ach liebe Kollegen der Wirtschaftswoche: ihr habt wohl doch ein wenig zu tief in die Kaffeetasse geschaut. Koffein-Rausch nennt man das dann wohl.

1 Antwort
  1. Jessica says:

    Uiuiui! „Heldenportrait“ – das ist ja noch peinlicher als der „Mitarbeiter des Monats“. Amerikanisch geprägte Kommunikationskultur der 80er. Und so etwas schafft es in das Innovationsranking der WiWo?!

    Das zeigt wieder mal, wie skeptisch wir gegenüber solchen „Rankings“ sein sollten. Meist sieht das doch so aus: Entweder man legt Kohle auf den Tisch oder man füllt gefühlte 100 Seiten Fragebogen aus, um beim Ranking mitmachen zu dürfen. Oder beides.

    Die Kommunikationsleute bei Kaffeepartner haben wohl viel Zeit. Und Geld wahrscheinlich. Durch gewiefte Drücker, äh Verkäufer 🙂

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