Mit Evergreen-Blog-Content durch die Sommerpause
Evergreen ist das Mantra vieler Online-Marketing-Verantwortlicher, der heilige Gral, das Ziel, das Bonus-Heft im Bilanz-Meeting des Marketing-Managers. Es geht um den ultimativen Blog-Beitrag, der ewiges Leben verspricht in der Bestenliste des Google-Rankings, in der Findeliste der Suchenden. Es ist der Traum eines jeden geplagten Online-Redakteurs: Endlich mal einen Blog-Beitrag zu schreiben, der noch nach fünf Jahren gefunden wird, egal von wem, egal warum, Hauptsache, er wird geklickt und treibt den Traffic der Site nach oben. Na ja, ein wenig sollte der Inhalt vielleicht doch noch zur Content-Strategie passen, die hinter der jeweiligen Website steht und ein wenig sollte der Inhalt des Artikels dann auch zum Suchinteresse der Website-Besucherin passen. Aber Letzteres versteht sich von selbst, denn wenn der Content nicht auf Interesse stößt, wird die Besucherin schnell wegklicken, die Verweildauer auf der Seite wird zu kurz und das war’s dann auch mit dem guten Ranking und also mit dem Evergreen-Erfolg …
Was ist eigentlich ein „Evergreen-Blog-Content“? – Eine Definition
Evergreen-Content ist im besten Sinn zeitlos. Er funktioniert immer. Er wird einmal geschrieben und treibt laufend neue Besucher*innen auf das Blog. Wikipedia-Inhalte sind zum Beispiel zeitlos. Grundlagenartikel sollten zeitlos oder doch zumindest über einen langen Zeitraum aktuell sein. Und manchmal – aber nur selten – sind sogar Shitstorms fast zeitlos oder halten ihre Sturmkraft doch über mehrere Jahre am Laufen. So ist das zum Beispiel bei dem von uns entfachten Shitstorm über die Firma Kaffeepartner (https://www.vibrio.eu/blog/kaffee-partner-kein-partner-frs-leben/), den wir auf diesem Blog im Jahr 2010 entfacht haben, und der noch immer zu rund 2.000 Zugriffen im Jahr führt. Gut, zu Spitzenzeiten waren es schon mal mehr als 20.000, aber das Thema hält sich für einen Shitstorm doch extrem lang.
Marketing-Menschen stufen Evergreen-Content zumeist als Basis-Content ein, der dazu dient Erstkontakte auf die Website zu ziehen. Im Sales Funnel sind die dadurch erzielten Kontakte noch weit vom Verkaufskontakt entfernt. Evergreen-Content dient in aller Regel der Information, ist nicht vertriebsnah. Evergreen-Content ist das Rezept zur Gulaschsuppe, noch nicht das Angebot mit der Suppendose. Ein anderes Beispiel: Für die Münchner Butler-Schule BCM bauen wir nach der Website gerade ein Corporate Blog auf, das in wenigen Tagen online gehen wird. Gerade haben wir erste Artikel über Adolph Knigge und die Rolle des Butlers in der Literatur fertiggestellt. Das ist typischer Evergreen-Content. Wir haben vorher analysiert, nach welchen Themen im Umfeld der Butlerei gesucht wird. Und das sind typische Themen. Vermarktet aber werden von BCM natürlich Fortbildungskurse für angehende Butler. Diese aktuellen Angebote werden dann im Umfeld des Evergreen-Blog-Contents beworben.
Unser sommerlich eleganter Periodical-Evergreen-Content
Aber halt: Es gibt auch einen „Periodical-Evergreen-Content“, also Inhalt, der wie die Jahreszeiten in periodischer Wiederkehr ständig aktuell wird. Und ein solcher Beitrag aus dem Jahr 2014 war Anlass für diesen Beitrag. In jenem Sommer war ich nämlich zum „Sommerfest aller Nationen mit Seiner Exzellenz Botschafter Sarrath Kongahage in der Villa Rothschild“ eingeladen.
Und auf der Einladung war als Dresscode „sommerlich elegant“ vermerkt. Also beschäftigte ich mich in einem kleinen Blog-Beitrag mit der Frage „‘Sommerlich elegant‘ – Was trägt der Herr am Gala-Abend. Eine Frage des Stils.“ Für mich, der ich schon damals bevorzugt im klassisch schwarzen Steve-Jobs-Outfit „oben schwarz, unten schwarz, dazwischen eher schwarz“ unterwegs war, ist sowas ja eine kleine Herausforderung. Vor wenigen Tagen habe ich mich übrigens zur 40-Jahr-Feier bei meinem geschätzten Kunden Lünendonk (Dresscode „smart casual“) von Kopf bis Fuß alternativ in weiße Baumwolle gehüllt – ein Outfit, das ich mir extra für meine Amazonas-Fahrt im vergangenen Herbst im Angedenken an Klaus Kinski zugelegt hatte.
Zurück zum Thema: Sucht man aktuell in Google nach „sommerlich elegant“, so stößt man in der Findeliste auf Rang 3 auf meinen kleinen Blog-Artikel aus dem Sommer 2014 über mein Outfit zum Besuch beim Botschafter Sarrath Kongahage.
Ich bin durch Zufall auf dieses ausgezeichnete Ranking gestoßen und habe mir natürlich gleich mal die Entwicklung des Rankings und die Zugriffszahlen näher angesehen. Dabei bin ich auf einige erstaunliche Fakten gestoßen:
- Erwartungsgemäß weisen die Zugriffszahlen einen periodischen Verlauf in Abhängigkeit von den Jahreszeiten auf: im Sommer wird offenbar häufiger nach „sommerlich elegant“ gesucht, als im Winter.
- Es wird aber auch umso häufiger auf meinen Artikel zugegriffen je wärmer der Sommer ist: In den heißesten Sommern 2018 und 2019 verbuchten wir auch die höchsten Zugriffsraten.
Ich sehe schon: Unser Evergreen-Content liegt voll im Trend der Erderwärmung. Leider vertreiben wir keine Sommerkleidung. Ein Herrenausstatter würde sicherlich für diese Google-Platzierung ordentlich Geld abdrücken.
Nachtrag: Es ist schade, wie wenig Wissen in Sachen Dresscodes im Business-Umfeld heute vorhanden ist. Stilfragen sind nicht vorgestrig. Dass man bei „Smart Casual“-Events sowohl auf Männer in T-Shirts ohne Jackett als auch auf Herren in beschlipsten Anzügen trifft, ist bezeichnend…
Illustrationen © eyewave – stock.adobe.com und Michael Kausch
Erklärt eigentlich alles, nur was offen geblieben ist, so wie die Frage eines jeden Textaufgabenwitzes: von welchem Land ist oder war Sarrath Kongahage Botschafter?
Sarath Kongahage war Botschafter von Sri Lanka.