Radio-PR wird gerne unterschätzt. Ein Fallbeispiel.
Wie kommunizieren Unternehmen heute ihre Botschaften? Wer nur an Social Media, Blog und Website, Print- und Online-PR denkt, verpasst einen Klassiker, der ein wenig in Vergessenheit geraten ist: das Radio. Media-Etats enthalten zwar regelmäßig Budgets für Radiowerbung, aber für die PR wird das Medium nur selten verwendet. Dabei bietet es einen guten Weg, auch anspruchsvollere Themen anzusprechen. Auf diesem aktuelle Beispiel haben wir gerne gearbeitet: den Beitrag zum „Talk like a pirate day“
Das Thema ist ein erklärungsbedürftiges, und eines, das ohne den Newswert eines aktuellen Anlass auskommen muss. Seit mehreren Jahren unterstützen verschiedene technische und politische Faktoren die BSA | The Software Alliance dabei, unlizenzierte Software einzudämmen. Ihre Rechtsarbeit, Cloud-Abos, mobile Endgeräte, die Verwendung von Open Source und Security-Bedenken haben dazu geführt, dass kaum noch jedes fünfte Programm in Deutschland ohne Lizenz verwendet wird.
Diese Entwicklung ist begrüßenswert, aber wie alle langsamen, abstrakten und positiven Trends ein Thema, dass sich nur mit etwas Kreativität in der PR verwenden lässt. Manchmal sind es Anlässe ohne direkten Bezug, aber mit thematischer Assoziation, zu denen eine solche Botschaft passt. In diesem Fall ist es der International Talk Like A Pirate Day – ein „parodistischer Feiertag“ ohne tiefer gehende Botschaft. Er ist ein Produkt der digitalen Welt und hatte immer schon Assoziationen zum Thema Software- und Filmpiraterie.
Radio-PR im Vergleich zu Print
Auf den ersten Blick mag es scheinen, als würde ein Dada-Anlass nicht zur ernst zu nehmenden politischen Arbeit des Verbandes BSA passen. Doch mit dem Radio-Beitrag zum Gedenktag gelang es uns, zusammen mit unserem Kunden einen leichtfüßigen Zugang zum Thema zu finden, der gleichzeitig die BSA und ihre jährliche Studie zur Entwicklung unlizenzierter Software transportierte.
Für mich persönlich war es ein kleines Bonuserlebnis, dass ich meine Erfahrungen aus früheren Tagen bei Münchens Radio Feierwerk hier einbringen konnte und dem Text über Urheberrechtsschutz in der IT-Branche meine Stimme leihen durfte. Nur ein herzhaftes „Arrr!“ musste ich mir verkneifen – aber das haben sicherlich die Moderatoren der 57 Sender übernommen, die den Beitrag ausgestrahlt haben. Sie erreichten geschätze 1,5 Millionen Hörer – mehr als die Auflage von SZ, FAZ, Welt und Handelsblatt zusammengezählt.
Das Radio, erstes elektrischen Massenmedium, erlebt in diesen Jahren den hundertsten Geburtag diverser Meilensteinen, die schließlich 1923 zum ersten deutschen Unterhaltungsprogramm führten. Seine bewegte Geschichte hat es zu einem zentralen Medium auch im 21. Jahrhundert gemacht, und es sollte in keinem PR-Plan fehlen. Denn anders als die Piraterie geht es nicht seinem Ende entgegen.
Bild von Frank Schwichtenberg – Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47431925
Ich glaube auch ans Radio. Und ich höre vor allem leidenschaftlich Radio. Und als Radio 2.0 und mit „Second Screen“ hat das Radio auch Zukunft. Vor einiger Zeit habe ich auf einer Konferenz von NRW-Radiomachern hierüber mal diskutiert und berichtet: https://www.vibrio.eu/blog/social-media-und-hoerfunk-smart-radio-und-der-second-screen-zum-radio/.