re:publica 2014 – was vibrio bei der Netzgemeinde gefunden hat
Dank David Hasselhoff und Bianca Jagger hat sich die Netzgemeinde zur re:publica mit ihrer Filter Bubble bis in die Tagesschau vorgearbeitet. Zwischen On- und Offlinern tobt in der Zeit danach ein heftiger Kampf: Ist das wichtig? Ist das relevant? Und wenn oder wenn nicht, warum war ausgerechnet vibrio, eine Agentur die auf PR und Social Media Marketing für High-tech und erklärungsbedürftige Produkte spezialisiert ist, auch dieses Jahr wieder mit zwei Kollegen in Berlin vertreten? Das Fazit der Skeptikerin und des Euphorikers fällt einhellig aus: da muss man gewesen sein.
Wer sich Social Media Marketing und PR auf die Fahnen schreibt, kann nicht arbeiten, ohne am Puls der Netzgemeinde zu sein. So einfach ist das. Auch, wenn nicht alle Endkunden, Multiplikatoren oder andern Stakeholder im Netz zu finden sind, eins ist sicher: sie werden dort suchen. Das Internet ist aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken; auch wer soziale Medien, von Facebook, bis Twitter und Xing, nicht aktiv nutzt, wird grundlegende Informationen über Suchmaschinen finden. Zudem wird er sich vor Kaufentscheidungen informieren, nicht nur über Testberichte oder Bewertungen auf Online-Portalen; er wird Kollegen, Freunde und Verwandte nach ihren Erfahrungen fragen. Und diese Regel gilt on- wie offline (neudeutsch Customer Journey genannt).
Online ist näher am Kunden
In der Offline-Welt war es einfach. Gute Produkte und guter Service mussten nach dem Kauf für Mundpropaganda sorgen. Außer der Belohnung von Freundschaftswerbung konnten Unternehmen eigentlich nicht viel mehr direkten Einfluss nehmen. Mit dem Internet und seinen soziale Medien hat sich das alles geändert: Informationen werden per Mausklick veröffentlicht, weitergeleitet und mit Dutzenden, Hunderten oder gar Tausenden von Freunden und Followern geteilt. Eine schlechte Kritik muss nicht gleich zum Shitstorm führen, sie kann sich aber nachhaltig auf den Verkaufserfolg auswirken. Hier gilt es heute, Kunden vom Beginn ihres Produktinteresses, über die Informations-, Entscheidungs-, Kaufphase hinweg bis zur Betreuung nach dem Kauf zu begleiten. On- wie Offline, am besten nahtlos, über alle „Touchpoints“ hinweg.
Einfluss zählt immer noch, Reichweite ein bisschen
Wie in der guten alten PR gilt es auch hier und heute wieder mit Fakten und Argumenten zu überzeugen (ist das schon Content-Marketing?). Und am besten überzeugt man die, deren Meinungen zählen. Früher waren Journalisten die einzigen, die über „ihre“ Massenmedien für die Verbreitung von Informationen (und Meinungen und Bewertungen) sorgen konnten. Heute kann es prinzipiell jeder. Blogs, YouTube, Facebook: ein paar kurze Sätze hochladen, ein paar Bilder oder einen Film dazu und schon hat man theoretisch ein Milliardenpublikum. Doch ganz so einfach ist es nicht. Für Unternehmen sind natürlich nur User interessant, die über eine hohe Reichweite verfügen oder großen Einfluss auf andere ausüben. Vor allem im B2B-Marketing (und bei Exotenhobbies) spielen Mikro-Zielgruppen dabei ein große Rolle. Wie bei Fachzeitschriften zählen hier die Leser und nicht die Auflage. Es kommt also weniger darauf an, wie viele man erreicht, sondern dass man die erreicht, die wichtg sind – auch wenn es wenige sind.
Das Netz verstehen ist wichtig, für Journalisten und PRler
Und um zu verstehen, wie die, die das Netz bewegen, denken und handeln, ist die Teilnahme an der re:publica wichtig. Es gab konkrete Antworten darauf, wie Blogger angesprochen werden wollen und was sie nicht wollen. Es gab Diskussionen um gesponsorte Beiträge in Blogs und darüber, was man Bloggern (außer Geld) noch anbieten kann als Unternehmen. Die Bedeutung von Twitter als Nachrichtenmaschine stand dabei nicht in Frage; die Breitenwirkung der Plattform dennoch.
Außerdem bildet sich der Medienwandel auch in den Veranstaltungen der re:publica ab: Gut ein Viertel des Programms hatte explizit das Stichwort Journalismus in der Ankündigung stehen; in bestimmt einem Drittel der Veranstaltungen kam Journalismus vor, auch wenn sich die Sitzung thematisch mit etwas anderem beschäftigte. Die Frage, wie Journalisten zukünftig arbeiten und welche Bedeutung die klassischen Medien überhaupt noch haben werden, bewegt eine ganze Branche. Nicht zuletzt die Frage, wie sich die klassischen Medienorganisationen zukünftig finanzieren und wie viel davon bei den Journalisten (oder Bloggern) hängen bleibt. Und was bedeutet das für die PR?
All diese Themen sind übrigens im RL (=real life) auch umfassend vor, nach und während des Veranstaltungstages diskutiert worden. Die schranken- und hierachielose Welt der sozialen Netzwerke findet ihre Entsprechung in den vielfältigen Gesprächen auf der re:publica und zurück zu Hause, immer noch befeuert von der re:publica.
…was soll ich sagen – ich habe einen anderen Blickwinkel in meinem Rückblick, der ein sehr persönlicher ist und deswegen auch nicht hier verblogt, aber hier zu lesen: https://bit.ly/MehrResPublicaimAlltag
Im Punkt:“Medien“ stimme ich Markus zu – und betone auch gerne hier nochmals, dass ich diese Zwitterveranstaltung der Media Convention „nebenan“ irritierend fand – und die Aufmerksamkeit, die eben jene aus meiner Sicht kleine Veranstaltung von der politischen s Seite bekommen hat. Nämlich mehr als die re:publica, trotz der vielen aktuellen und auch Medienthemen. Bei der Convention wussten Minsterien und Co. halt, dass da „echte“ Journalisten sind. Das sollte nächstes mal anders sein.