Schrödingers NFC-Geldkatze oder: Wer hat Angst vor mobilen Bezahldiensten?
Allen Jubelrufen über das Potential mobiler Services, mobilen Social Marketing oder location based advertising – die Verfechter dieser Technologien haben ihre Rechnung ohne den Wirt gemacht, oder vielmehr ohne den Gast. Der Kunde, so zeigt sich, hat ein bisschen Angst davor, dass er das Internet demnächst in der Geldbörse und die Geldbörse im Internet herumträgt. Vor allem die mobilen Bezahldienste mittels Near Field Communication (NFC) bereiten den Deutschen Kopfzerbrechen.
Laut einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Putz & Partner haben nur 28 % Lust auf NFC-Dienste wie Google Wallet. Die Mehrheit (54 %) lehnt sie strikt ab. Einer der Hauptgründe: die Anwender trauen (zu 45 %) schlicht niemandem zu, die nötige Sicherheit zu gewährleisten. Nicht den Banken, nicht den Telko-Anbietern.
„Anhand der Umfragedaten wird klar, dass für die Betreiber mobiler Zahlungssysteme noch eine große Herausforderung darin besteht, Vertrauen zu schaffen“, so Joachim Nickelsen, Managementberater bei Putz & Partner. Das Misstrauen der Kunden verschärft nämlich ein zweites Problem bei der Einführung von NFC: wenn kein Kunde mitmacht, stellt kein Händler diese Bezahlmethode zur Auswahl. Das führt wiederum dazu, dass kein Kunde einen Grund hat, sich ein NFC-Smartphone zu kaufen und immer so fort. Manchmal wird dieses Dilemma ein Henne-und-Ei Problem genannt. Man könnte es auch als Schrödingers Katzebezeichnen: wenn keiner weiß, ob NFC schon tot ist – darf man dann davon ausgehen, dass es noch lebt?
Zum Glück ist die erhoffte Markteinführung nicht wie das Kinderkriegen. Man kann auch mal eine Weile lang „ein bisschen schwanger sein“. NFC ist, als Kind der RFID-Technologie, keineswegs auf eine Anbindung von Smartphone oder Bankkonto angewiesen. Denkbar sind etwa NFC-Aufkleber, die sich wie ein Pay-per-use-Telefon am Kiosk aufladen. Ob man sie dann auf ein nicht-NFC-Handy klebt, auf den ledernen Geldbeutel oder auf einen Anhänger am Schlüsselbund macht keinen Unterschied. Diese NFC-Sticker, wie sie etwa unser Kunde Schreiner ProSecure anbietet, können in einer Übergangsphase dazu beitragen, das Misstrauen gegenüber mobilen Bezahldiensten abzubauen.
„…Diese Sticker sind technisch vollkommen getrennt vom Gerät, an dem sie angebracht sind“, so Dr. Kai Schnapauff, Schreiner ProSecure. „NFC-Sticker […] sind damit sowohl ein Faktor bei der Markteröffnung als auch eine wichtige Ergänzung zu Diensten wie Google Wallet. Denn eine Einführung gegen die Bedenken der Nutzer wird nicht gelingen.“
Die Verantwortlichen des NFC-Projekts mpass (immerhin sind hier Marktgrößen wie Telekom, Vodafone und O2 beteiligt) haben das ebenfalls erkannt, und wollen ihren Bezahldienst ab 2012 sowohl für voll NFC-taugliche Smartphones anbieten, als auch durch die kostenlose Vergabe von NFC-Stickern dafür sorgen, dass wirklich jeder Kunde die Möglichkeit hat, seine Kinokarte in Zukunft mit einem Wink des Handys zu bezahlen.
P.S. Ich persönlich träume schon davon, mir einen Aufkleber auf die Handinnenfläche zu kleben, und in Zukunft mit einem simplen Jedi-Handwave jede Kinokasse zu passieren. Denn mein Handy ist „nicht der Android, den ihr sucht.“
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