Second Cemetery – vom Sterben im Second Life
Bilder: Linden Lab
Still und beinahe unbemerkt konnte Linden Lab, der Betreiber des virtuellen Paralleluniversums „Second Life“ Anfang dieser Woche mitteilen, dass man sich von jedem dritten Mitarbeiter trennen wolle. Die Branche hat diese Nachricht offenbar kaum mehr interessiert. Erst jetzt melden sich die professionellen Grabredenschreiber aus den Bloghütten zur kritischen Rückschau auf sieben Jahre Hype und Schlummerland.
100 der gerade mal 300 Linden-Mitarbeiter werden also in Kürze auf der realen Straße stehen. Warum? Weil Linden, so O-Ton: „improve its geographic and cost efficiencies. The company’s product and engineering divisions will be combined. The software development teams will be consolidated in North America and customer support will be reconfigured to provide more scalable services. As a result, Linden Lab anticipates staff reductions of approximately 30 percent. … Today’s announcement … will … make Second Life® even simpler, more enjoyable, relevant and engaging for consumers starting with their first experience. It will also enable us to invest in bringing 3D to the web …“.
Second Life soll künftig einfach über einen stinknormalen Web Browser bedienbar sein. Eine eigene Client-Software wird überflüssig. Nur so wird sich das zweite Leben nahtlos in moderne soziale Netzwerke wie Facebook integrieren lassen.
Und genau darum geht es: die (inzwischen gar nicht mehr so) neuen sozialen Netzwerke haben Second Life den Rang abgelaufen. Man trifft sich in Facebook, ohne langatmiges Schlüpfen in Avatare. Die Leute wollen miteinander kommunizieren, und das ist etwas anderes, als sich gegenseitig virtuell die Haare zu schneiden und Klamotten zu verkaufen. Zuletzt haben sich immer weniger Leute im zweiten Leben Klamotten gekauft, die verbliebenen Einwohner des Traumlandes haben vorzugsweise auf Klamotten verzichtet und sich der pixeligen Sünde ohne virtuelle Textilien hingegeben:
Bild: astrotabletalk
Abseits von Second Sex spielte sich zuletzt im zweiten Leben nicht mehr viel ab. Warum auch? Der Reiz des Virtuellen liegt in der Überwindung von Raum und Zeit, nicht in ihrer Verdoppelung.
Was bleibt also? eine Spielwiese für Spieler, die ihre Wiese künftig auch über Facebook betreten können und eine Erinnerung an einen Hype, der viele Marktingprofis eine kurze Zeitlang den Atem an- und die Geldtruhen offen halten lies. Wer’s klug gemacht hat, konnte eine Weile im zweiten Leben ein wenig Reputation (Beispiel Cirquent) oder auch Geld (wie der Entwickler edler Second Life-Schuhe Jörg Lindner) generieren. Die Revolution im Netz wird auch ein Third Life nicht werden.
Bild: Die Cirquent-Insel auf Second Life. Architektonisch war das immer spannend.
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