So spricht man (nicht) mit Bloggern
Gestern hat mich Oliver Gassner in einen kleinen Google+ Hangout zum Thema „So redet man (nicht) mit Bloggern eingeladen. Es ging um den Unterschied in der Ansprache von Journalisten und Bloggern. Ein offenbar ewig junges Thema. Meine Thesen hierzu in aller Kürze
- Wollen Unternehmen mit Bloggern in Kontakt treten, sollten Sie erstmal mal zuhören, ehe sie reden.
- Oft macht es Sinn, erstmal auf Blogger-Treffen zu gehen und dort persönlich Kontakte zu etablieren, statt über E-Mail oder Telefon.
- Die Kommunikation mit Bloggern erfolgt anders als bei Journalisten anfangs immer auf einer 1:1-Relation.
- Journalisten sind es gewohnt einfach auf einen Presseverteiler gesetzt zu werden. Journalist sein ist immer ein Beruf (und manchmal eine Leidenschaft) und da muss man das akzeptieren. Bloggen ist meistens eine Leidenschaft (und selten ein Beruf). Blogger sind diesen Automatismus der PR-Agenturen und Pressestellen deshalb nicht gewohnt. Also tut man’s nicht.
- Übrigens: auch bei Journalisten sollte man sich vorher Gedanken darüber machen, ob eine Zuordnung auf einen Presseverteiler aus Sicht des Journalisten sinnvoll und wünschenswert ist. Und eine Streichung sollte man dem Journalisten möglichst einfach machen.
- Sucht man Kontakt zu Bloggern, so sollte man erst die themenrelevanten Blogs analysieren, diesen folgen und mit eigener Themenkompetenz dort eventuell mitdiskutieren. Dann gibt es eine persönliche Beziehung und dann kann man auch mit einem Blogger über einen Kunden bzw. über das eigene Unternehmen reden, wenn das thematisch geboten ist.
- Geht es um einen Kunden (aus Agentur-Sicht) oder um das eigene Unternehmen (aus Sicht eines PR- oder sonstigen Mitarbeiters) so muss man diese eigenen Interessen in der Kommunikation mit Bloggern oder auf einem Blog (oder sonstwo natürlich) immer auf den Tisch legen. Verdeckte Kommunikation tut man nicht!
- Man sollte sich die Gepflogenheiten der Blogosphäre gut ansehen, ehe man dort auftritt. Besser – aber das will ich nicht von jedem erwarten – ist es freilich, man ist selbst Teil der Blogosphäre, indem man selbst auch unabhängig bloggt, twittert, fatzebuckelt googleplust usw. Viele Blogger denken und arbeiten anders, als traditionelle Journalisten. Dies hat mit einer völlig anders gearteten Sozialisation zu tun. Vertriebsmitarbeiter arbeiten ja auch anders, als Marketingleute … 😉
- Das Herstellen von persönlichen Beziehungen braucht Zeit. Das ist nicht anders, als traditionelle PR. Da ist zwar eine Pressemeldung schnell geschrieben und verschickt. Aber das Interesse in den Medien zu wecken braucht doch auch Zeit. Vielen Unternehmen ist dieser Zeitfaktor leider nicht bewusst.
- Und immer gilt: die Kommunikation mit Bloggern ist eine wechselseitige Kommunikation. PR-Leute lernen auch von Bloggern, indem sie deren Meinung aufgreifen und sie geben gleichzeitig Wissen und Meinung weiter. Auch das ist wie in der klassischen PR. Die Kommunikation mit Bloggern ist kein Kunststück. Sie erfordet wie die Kommunikation mit Journalisten ganz einfach Fairness, Toleranz, Wissen und ein Rückrat. Letzteres ist wichtig für die ausgeprägte Streitkultur im Social Web. Und das ist gut so!
Die Aufzeichnuns des kleinen Gesprächs ist hier dokumentiert (klar, war ja ein Hangout):
Hallo,
dickes (+) von mir. Ich habe schon etliche Anfragen von PR Unternehmungen (im Namen von Firmen) erhalten….. fast alle direkt in den Spam. Warum soll ich meinen Spaßblog zur Verfügung stellen.
lG
Stephan
hallo Michael, schöne Zusammenfassung. Danke. Wir haben in Teil 3 noch weitere Punkte aus der Praxis gefischt. Zum Beispiel kamen wir auf die interne Kommunikation, die auch Grundlage ist, um extern entsprechend aufzutreten, weil ja nicht mehr nur der/die PR-ler öffentlich spricht https://www.youtube.com/watch?v=kG2-KyyItWY