Tipps für Newsletter, die man lesen sollte

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Ich habe ungefähr 300 Newsletter pro Monat nicht gelesen. Woher ich das weiß – ganz einfach, fast alle Newsletter laufen bei mir in ein extra Postfach. Dort liegen sie dann. Die Zahl der Ungelesenen in den vergangenen 10 Monaten liegt bei über 3.000. Warum habe ich sie dann überhaupt abonniert, ja warum? Weil es einige Perlen unter den Newslettern gibt, die ich doch ziemlich regelmäßig lese – diese Tipps möcht ich hier weiter empfehlen.

Die lästigsten sind die 5-Euro-bei-deiner-Bestellung-Gutschrift-Newsletter-Abos – nur weil ich einmal für einen Kunden ein Geschenk zur Geburt gekauft habe und 5 Euro sparen wollte, kommt jetzt der Newsletter. Stimmt sollte ich mal abbestellen, macht ihr das? Mir ist es meistens zu mühsam und ich sehe den Newsletter ja nicht, er läuft ja in einen extra Posteingang, wo er mich nicht stört.

The one and only: Kultur-Newsletter

Oder Perlentaucher (Tipp 1) am Morgen, der beste Kultur-Newsletter mit den Hinweisen auf die Kulturseiten der Tageszeitungen; sollte man gelesen haben, würde ich auch gerne, habe aber keine Zeit dazu. Abbestellen, ne, ganz selten, wenn ich dran denke, gucke ich sehr gerne rein, soeben wieder. Lohnt sich tatsächlich, sollte man, äh ich, öfter lesen.

Es gibt aber auch Newsletter, die ich lese, die bewusst in meinen Standard-Posteingang geleitet werden.

Pflicht-Newsletter für die IT-und Web-Branche

T3N (Tipp 2) zum Beispiel, leider mittlerweile auch ziemlich mit Werbung durchseucht, aber im heiseschen (s.u.) Sinne, rund ums Web und immer mit einem weiten Blick über den Tellerrand hinaus. Deshalb ist immer etwas dabei, was mich interessiert: von aktueller Web-Technologie, über Projektmanagement-Tools, bis hin zu Elektromobilität.

Der heise Newsletter (Tipp 3) ist aus meiner Sicht Pflicht. Was nicht im heise Newsletter stand, ist in IT-Deutschland nicht passiert, einerseits; andererseits ist der Newsletter auch breit gefächert, über alles, was im weitesten Sinne mit Technologie zu tun hat, bis hin zu politischen und sozialen Konsequenzen. In der IT schafft er außerdem ein gutes Gleichgewicht zwischen Meldungen für professionelle IT-Nutzer und -Bereitsteller sowie Amateure. Ähnliches gilt übrigens auch für den Newsletter von Golem.de. Beide mit weit mehr Seriosität als etwa Chip.

Newsletter statt Tageszeitung

Tagesaktuell für Deutschland versuche ich mit dem SZ Newsletter am Abend und am Morgen auf dem Laufenden zu bleiben (kein Tipp). Hier finde ich aber nur noch selten Perlen vor der Paywall; selbst kurze aktuelle Hintergründe und kurze Meinungsstücke verschwinden bei mir hinter der Bezahlschranke, so dass ich mir immer seltener die Mühe mache, überhaupt einen Link zu klicken. Wenn ich tagsüber drei-viermal über meine Tweets husche, bin ich auch tagesaktuell auf dem Laufenden und finde oft noch frei zugängliche Quellen (dass ich kein Zeitungs-Abo will, lieber einzelne Artikel zu verhältnismäßigen Preisen kaufen, ist ein anderes Thema). Als Bewohner der Grenzregion beziehe ich übrigens noch den Österreich-Newsletter der SZ (Tipp 4), an dem ich das lange feuilletonistische Editorial schätze.

Aus dem anderen Alpenland kommen übrigens die NZZ Newsletter, auch für Deutschland, obwohl von der Neuen Zürcher Zeitung, allerdings mit strenger Paywall. Themenauswahl und Tonalität unterscheidet sich oft von deutschen Medien.

Gerne werfe ich natürlich auch ein Blick in den preisgekrönten Tagesspiegel Checkpoint Newsletter, mit dem wichtigstens und unwichtigsten, aber unterhaltsamen, aus Berlin. Für den Süddeutschen ganz interessant, was die Hauptstadt so bewegt.

Newsletter-Geheimtipps: von Menschen statt Verlagen

Und wo sind nun die Geheimtipps: die findet jedermann nun etwas leichter bei steady, revue und substack. Steady ist ja die Abo-Plattform für selbstbestimmte Publikationen und verlags- bzw. senderunabhängigen Journalismus im Netz und revue ein Newsletter-Service, der vor Kurzem von Twitter übernommen wurde. Beide haben zum Ziel, ihren „Kunden“stamm durch das Angebot persönlicher Newsletter auszubauen. Newsletter von revue können seit neuestem auch ganz einfach über das Twitter-Profil des Autors abonniert werden. Eigentlich sind es keine Newsletter im weiteren Sinne – das Wort ist ja durch den kommerziellen Marketing-seitigen Gebrauch irgendwie mit Werbung verbunden – sondern eher persönliche Briefe der Autoren an eine Mailingliste, wie eben auch bei Substack.

Der Autor steht also im Vordergrund, nicht ein Unternehmen oder Produkte bzw. die Werbung dafür. (Das gibt es aber trotzdem auch bei persönlichen Newslettern, z.B. von Azeem Azhar, der die Veröffentlichung seines Buches „The Exponential View“ mit einem inhaltsreichen Newsletter begleitet, ich finde das Thema des exponentiellen Wachstums spannend, das geht aber vielleicht nicht jedem so, deshalb kein Tipp).

Wenn ich das richtig sehe, zeigt sich aber, dass die Anfangseuphorie der Briefschreiber wegen der anspruchsvollen Regelmäßigkeit bei vielen schon wieder ihr Ende gefunden hat – oder war es vielleicht doch nur die sommerferienbedingte Sendepause?

Ich lese beispielsweise gerne Johannes Klingebiel (Tipp 5), weil der einen anderen Blick auf das Internet hat, als ich und mir damit neue, ganz persönliche, Eindrücke verschafft aus Bereichen in die ich sonst nie klicken würde.

Oder den Smart Casual Newletter von Lisa Oberndorfer der Wahlkalifornierin aus Österreich, die einen guten Blick auf die Start-up-Szene des Alpenlandes und darüber hinaus hat, aber auch auf andere Geschehnisse an der Börse und bei Geldanlagen (Tipp, nicht nur für Frauen).

Wer IT- und Marketingnahes Engagement in punkto Twitter, Blog und Content sucht, kennt sicher Stefan Pfeiffer, der sich nun auch an einem eigenen Newsletter (Tipp 6) versucht.

Bei Steady abonniert habe ich auch den Newsletter „Der siebte Tag“ von Nils Minkmar (Tipp 7, wie passend), dem ehemaligen Kulturredakteuer des Spiegel, der jetzt bei der Süddeutschen Zeitung ist. Unabhängig davon veröffentlicht er seinen persönlich gehaltenen Newsletter mit vielen frankophil angehauchten Gedanken und Lesetipps. Ein inspirierendes Vergnügen, das nicht viel Zeit braucht.

Leider finde ich weder bei Steady noch bei Revue eine Seite, auf der man nach Newslettern suchen kann. Man muss also über seine Timelines in Social Media die Autoren finden und ihnen dann über diese Plattformen folgen. Wir werden sehen, ob daraus ein Erfolgsmodell wird – für einige ist es das ja schon, schrieb ich bereits an anderer Stelle.

Viele andere Newsletter, die bei mir ebenfalls eintrudeln – aus punktuellem Interesse, beruflichem Pflichtgefühl oder „weil mich das immer schon mal interessiert hat“ – habe ich dem Leser erspart. Ebenso halte ich es nicht für zielführend, einfach eine Liste mit 50 Newslettern zu veröffentlichen; die könnt ihr euch nämlich selbst aus eurem Posteingang zusammenstellen 😉

Was sind eure Newsletter-Tipps und warum?

4 Kommentare
  1. Michael Kausch says:

    Typisch: wir lesen ziemlich das Gleiche ;-). Allerdings habe ich einige – etwa den Perlentaucher – der von Dir zitierten Newsletter als RSS abonniert und in mein netvibes Portal integriert. Das nutze ich täglich. Ich finde das Handling viel angenehmer als das „Blättern“ in Newslettern. Trotzdem lese ich noch einige wenige Newsletter regelmäßig auch außerhalb des Portals, zum Beispiel Kress und Turi. Und wie Du schätze ich einige persönliche Newsletter, etwa die von Björn Tantau, Susanne Westphal oder Alexander Broy – auch wenn ich nicht immer zum Lesen komme.

  2. Madeleine Pilpin says:

    Klingebiel und Heise online daily habe ich auch, darüber hinaus noch das Handelsblatt Morgen Briefing und diverse w&v Newsletter. Außerdem landen kundenhistorisch bedingt noch News u. a. zu E-Commerce-Themen (Smart Tech), „Konstruktion & Entwicklung“ und der Newsletter der Wirtschaftsprüfer von Ebner & Stolz in meinem Postfach. 🙂

  3. Markus says:

    Das mit dem RSS hat sich leider auch bei mir irgendwie totgelaufen. Nachdem RSS immer weiter in die Nische gezwungen wurde, nutze ich offenbar, wie ich beim Schreiben des Beitrags festgestellt habe, vermehrt wieder E-Mail um auf dem Laufenden zu bleiben. Klar habe ich auch das Handelsblatt und das Steingart’sche (Ex-Handelsblatt-) Morning Briefing abonniert. Matthes als Chefredakteur des Habla finde ich gut, entsprechend auch seine Newsletter. Steingart inszeniert sich mir oft zu storytellerisch, dann nervt er mich. Aber ich höre ihn gerne als Podcast, z.B. unterwegs im Zug, da passt das erzählerische mir irgendwie besser.

  4. Alexander Broy says:

    Der Newsletter wird für die Influencer-Szene immer wichtiger. Da die Follower- oder Abonnenten ja den Plattformen gehören, ist es für diese Creator von essentieller Wichtigkeit eine eigene Adressliste aufzubauen. Man stelle sich vor, z.B. Youtube sperrt den eigenen Kanal, dann gibt es keinen Möglichkeit mehr, seine Fans, Zuschauer, Follower anszusprechen. Da können auf einen Schlag Existenzen vernichtet werden. Die Diversität von Kanälen kann da natürlich auch helfen, aber was, wenn die einzelnen Kanälen, den gleichen Firmen gehören. Ich kann nur jedem Creator empfehlen, einen eigenen Newsletterverteiler aufzubauen.

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