Twitter-Ranking nach Follower-Zahlen macht wenig Sinn ohne Berücksichtigung der Quality of Follower – SocialBro im Einsatz
„Du, der Ding hat jetzt 3.000 Follower auf Twitter.“ „Ich hab aber 4.000 – Ätsch!“
Die Anzahl der Follower auf Twitter ist ein beliebtes Signal für Ranglisten vermeintlich einflussreicher Unternehmen oder Meinungsführer. Aber was sagt die reine Anzahl der Follower eigentlich aus? Wenig. Eigentlich gar nichts.
Accounts, die automatisch jedem folgen, der ihnen folgt, wachsen erfahrungsgemäß schneller als andere. Deswegen sind mir Accounts, die mehr Personen folgen, als sie selbst Follower haben immer ein wenig suspekt. Andererseits galt das ja mal als Teil der Twitter-Etikette, dass man Followern aus Höflichkeit zurückfolgt. Wie dem auch sei: um die Relevanz eines Accounts zu messen muss man eigentlich die Zielgruppen des Accounts berücksichtigen, mindestens aber ein Qualitäts-Kriterium einführen.
Twitter Quality Ranking mit SocialBro
Um einen ersten Eindruck von der Relevanz eines Twitterati zu erhalten, nutze ich gerne das Tool SocialBro. Mit diesem Tool kann man viel Sinnvolles treiben, von den üblichen analysen der besten Twitterzeiten bis hin zur Zielgruppenrecherche nach Themengebieten.
Ganz wunderbar aber ist die Funktion, dass man komplexe Selektionskriterien für Twitterati-Gruppen – zum Beispiel Follower oder Gefolgte – abspeichern kann. So kann man mit einem selbst definiertem Quality-Filter schnell und einfach unterschiedliche Accounts miteinander vergleichen.
Ein Qualitätskriterium sieht zum Beispiel so aus:
- Sprache des Twitterati: deutsch
- Peer Index größer als 40 (das ist ein komplexer Index, ähnlich Kloud)
- Mindestens 500 Follower (ich suche ja Meinungsdistributoren) aber weniger als 30.000 (Ausschluss von Adressschleudern)
- Following unter 10.000
- Die Anzahl der Follower soll höher sein, als die Anzahl derjenigen, denen er folgt
- Er soll in den letzten vier Wochen wenigstens einen Tweet abgesetzt haben (Leichenbeseitigung)
- Er soll im Schnitt wenigstens alle zwei Tage einen Tweet versenden
Mit diesen Suchangaben finde ich für meinen Account zum Beispiel unter den aktuell 2.959 Followern immerhin 402 relevante Follower, die diesen Selektionskriterien entsprechen.
Da findet man dann die Wichtigtwitteratis wie @gsohn, @gestalterhuette, @marketingprofi, @cdernbach und auch den lieben @praetorius, aber auch @newsaktuell, @aquisa, @pressesprecher und den @lgblog. So ist mir auch ein Branchennachrichtendienst aufgefallen, der auffällig häufig Dinge , die ich zwitschere und selbst aus US-Quellen recherchiere, wenig später als Breaking News verbreitet 😉
Das sind alles Accounts, die mir wichtig sind. Natürlich sind auch noch ein paar durch den Filter gerutscht, die für mich wirklich keine Relevanz haben, Accounts wie die der Alien Alliance oder vom Empfehlungsmeister. Unter den 400 Wichteln aber sind die Irrelevanten schnell per Hand herausgefischt. 3.000 Follower aber pflegt man nicht mehr so einfach von Hand.
Interessant ist dann immer auch der Vergleich unterschiedlicher Accounts. Ich habe zum Beispiel mal einige relevante deutsche PR-Agenturen durch meinen Filter laufen lassen. Mit unserem vibrio-Account macht das ja keinen Sinn, da wir den nur für eine kleine Zielgruppe pflegen. Wir haben da grad mal gut 200 Follower. Bei vibrio setzen wir ausschließlich auf die persönlichen Accounts der Mitarbeiter. Ganz anders sieht das aber bei anderen Agenturen aus, die zum Beispiel im Twitter-Ranking von Pfeffer scheinbar ganz ausgezeichnet abschneiden. So finden sich unter den 3.773 Followern einer Agentur letztlich nur 309 Follower, die den genannten Qualitätskriterien entsprechen.
Solche Zahlenspielereien sind freilich immer nur ein erster Anhaltspunkt für die Relevanz eines Accounts. Immer hängt es von der Zielgruppe ab, die von einem Account erreicht werden soll und von der Strategie eines Unternehmens, ob ein Firmen-Account oder ein persönlicher Account die Kommunikation auf Twitter dominiert.
Eines aber sieht man schnell: dass allgemeine Rankings weitgehend unbrauchbar sind. Und dass das Spiel „Meiner ist länger“ ebenso wenig taugt. Und SocialBro ist ein guter Tipp!
Klingt alles sehr sehr einleuchtend, ist aber insofern auch wieder fragwürdig, weil es letztlich auch darauf ankommt, was man eigentlich mit dem Account bezweckt. Unser Account beispielsweise hat rd. 500000 Follower, wir erheben nicht den Anspruch von irgendwem ernst oder wichtig genommen zu werden. Für uns funktioniert er ganz wunderbar – übrigens sogar zu PR-Zwecken.