Verpackung: Entscheidend ist, was man sieht
Düsseldorf war an diesem Wochenende Bühne eines merkwürdigen Kontrastprogramms: einerseits fand hier die weltweit größte Verpackungsmesse interpack statt, eine sehr respektable und vermeintlich etwas biedere Angelegenheit, zum anderen der Eurovision Song Contest, der an Larifaritum, Dramatik und Schmalz nicht zu überbieten sein dürfte. Ich durfte an diesen Tagen in der Rheinmetropole verbringen, und hatte mir im Vorfeld meine Gedanken darüber gemacht, ob ich ein bisschen vom Lifestyle des ESC tanken könnte.
Wie es sich herausstellte, lag ich völlig falsch mit meiner Vermutung, welches der beiden Großereignisse mehr internationalen Flair hatte. Die interpack liegt in jeder Hinsicht klar vorne: 60 vertretene Länder auf Ausstellerseite, sicher die Hälfte der Besucher (2008 waren es rund 180.000) waren internationales Publikum. Der ECS ist im Vergleich dazu fast schon provinziell zu nennen.
Auch wer glaubt eine Verpackungsmesse wäre eine trockene Angelegenheit, der irrt. Mehr als jede andere Branche (vieleicht mit Ausnahme der Agenturenszene, aber da mag ich nicht unbefangen sein) weiß, wie sehr es auf den äußeren Schein ankommt. Die Aussteller der interpack haben mit die schicksten Stände, die ich auf Messen gesehen habe. Gleich ob sie mit chromglänzender Technik punkten, quitschbunten Referenzprodukte ausstellen oder ihre Seriosität als Pharma-Verpackungsspezialist mit einem minimalistisch-professionellen Design demonstrieren, die interpacker machen lassen Bummel durch die Hallen nie langweilig werden. Mein Favorit war ein italienischer Folienhersteller, dessen Präsenz wirkte wie ein standgewordenes iPhone.
Es gab allerdings auch Ausnahmen. Der rumänische Gemeinschaftsstand war offenbar schlecht beraten worden. Er war im Innenhof untergebracht, im Freien also, neben Würstchengrill und Eisverkäufer, und hatte den Charme einer Gartenhütte. Die Seitenwände schienen aus transparenter Zeltplane, und zu allem Überfluss hatte der Standbauer die Punkte über dem „Ä“ vergessen, als er die Beschriftung an der Außenwand anbrachte.
Hätten Sie ihn gefunden? Der Gemeinschaftsstand von „Rumanien“
Insgesamt war Düsseldorf in diesen Maitagen eine echte Weltstadt, lebendig und international wie es in Deutschland vielleicht gerade einmal Berlin oder München von sich behaupten können. Es war in jeder Hinsicht ein erfolgreicher und kurzweiliger Besuch für mich. Ich hoffe, dass das auch für das Team aus Rumanien galt. „Douze Points“ jedenfalls für die professionelle Gelassenheit, mit der sie ihr Los ertragen haben.
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