(Nicht nur) Zum Weltfrauentag: Wer in der PR erinnert sich noch an Mari Holmboe Ruge?
Ich erinnere mich an sie, wobei ich zugegebenermaßen nicht wusste, dass „Ruge“ eine Frau ist und schon gar nicht, was sie eigentlich gemacht hat, außer das, für was ich sie bis heute kannte. Sie liegt bei mir immer in der Nähe des Schreibtischs, zusammen mit ihrem Kollegen Galtung. Und so kannte ich sie: als Galtung/Ruge, die Köpfe hinter den 12 Nachrichtenfaktoren.
Und, was ich immer schon sage, wer die 12 Nachrichtenfaktoren kennt und anwendet, hat in der PR eigentlich schon gewonnen. Und umgekehrt, wenn eine PR-Aussendung oder -Kampagne nicht erfolgreich war, findet man fast immer einige Nachrichtenfaktoren, die man nicht getroffen hat.
Über die Nachrichtenfaktoren in der PR habe ich in diesem Blog schon einmal vor acht Jahren geschrieben, aber sie haben trotz Internet in den genau 60 Jahren seit ihrer Veröffentlichung 1965 (Jubiläum !!!) nichts an ihrer Richtigkeit verloren.
Wer dahinter steht, war mir bis heute eigentlich nicht so klar. Berühmt ist natürlich wieder der Mann: Johan Galtung, Friedens- und Konfliktforscher, bis heute bekannt ist das von ihm gegründete Institut für Friedensforschung in Oslo. Zu Galtung gibt es auch eine einigermaßen umfassende deutsche Wikipedia-Seite mit vielen Links.
In seinem Schatten steht die Koautorin für die 12 Nachrichtenfaktoren Mari Holmboe Ruge. Über sie gibt es bei Wikipedia nur eine norwegische Seite. Im Springer Verlag habe ich dann ein frei zugängliches Buch gefunden über mit Interviews zur Gründung des Osloer Friedensforschungsinstituts. Sie gehörte zu seinen drei Gründerinnen und deshalb ist ihr ein Kapitel mit Interview gewidmet, das im Jahr 2018 geführt wurde. Sie wurde 1934 geboren (und lebt nach meinen Recherchen anscheinend noch), ihre ihr Vater gehörte dem friedlichen Widerstand gegen die Nazis in Norwegen an. Johan Galtung war ein enger Freund der Familie.
Sie arbeitete an ihrer Magisterarbeit und Johan Galtung bereitete einen Artikel zur „Structure of Foreign News“ vor. Da am Friedensforschungsinstitut zu der Zeit keine Assistenzen arbeiteten, übernahm sie die ganze Arbeit der Codierung der Content-Analyse für seinen Artikel. In dem Interview betont sie ausdrücklich die für die 1960er Jahre ungewöhnliche Großzügigkeit von Galtung, der sie als Ko-Autor für seinen Artikel nannte. Und so ist sie heute, zumindest bei mir und wahrscheinlich bei anderen KommunikationswissenschaftlerInnen und akademisch ausgebildeten JournalistInnen, immer noch bekannt wenn es um die Nachrichtenfaktoren nach Galtung/Ruge geht. Sie selbst ist nach wie engagiert in der Women’s International League for Peace & Freedom.
Leider gibt es kein frei verfügbares Foto von Mari Holmbie Ruge, aber in dem Blog des Osloer Friedensforschungsinstitut ist ein Interview mit ihr veröffentlicht, das auch zwei Bilder aus ihrem Privatarchiv enthält.
Bildnachweis: Titelbild, Fotozitat aus Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation, Frankfurt/Main 1989, S. 236
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