Wer macht Social Media? Die w&v diskutiert die Zukunft der Social-Media-Agenturen
Die w&v hat einige Berater und Agentur-Chefs aus dem Social-Media-Umfeld nach ihrer Meinung zur Zukunft der SM-Agenturlandschaft befragt. Es geht darum, ob Social Media Marketing eines Tages so sehr Gemeingut sein wird, dass einfach jeder Social Media Marketing betreibt und hierfür keine Agenturen mehr benötigt, ob Agenturleistungen künftig nur noch durch breit aufgestellte Marketing-Agenturen erbracht werden, oder ob es auch auf lange Sicht noch Schmalspur-Spezialisten in Sachen Social Media braucht.
Einige Meinungen im Schnellüberblick:
Klaus Eck: Social-Media-Berater wird es auch künftig geben, da sie auf Grund ihrer großen Realisierungskompetenz Unternehmen beim Aufbau und Betrieb von Social-Media-Aktivitäten unterstützen können. Im Kern gehe es aber um den Aufbau von Kompetenzen in den Unternehmen selbst. Social Media Marketing könne man nicht dauerhaft an Agenturen delegieren.
Marco Zingler (Denkwerk): Zingler sieht wenig Zukunftsperspektiven für reine Social-Media-Agenturen: “Social Media ist in erster Linie ein Thema das die etablierten Bestands-Interaktiv-Agenturen betreuen sollten. Sie haben das Know-how, kennen die Marke und verstehen die interaktive Kommunikation.”
Mirko Lange (Talkabout): Der Talkabout-Chef sieht Social Media nicht als eigene Kommunikations-Sparte, sondern als “Querschnittkommunikation” im Marketing-Mix. Na gut: das ist nun nicht seine Wortwahl, aber ich denke, eben dies meint Mirko, wenn er sagt: “Social Media ist kein Berufsstand! Social Media ist genau genommen nicht einmal eine eigene Disziplin! PR-Leute nutzen Social Media! Werber nutzen Social Media! Die Interne Kommunikation nutzt Social Media!”
Alexander Sova (Booz): Es wird auch weiterhin Social Media Spezialisten für Nischenfunktionen geben, da sich viele Unternehmen große Agenturen gar nicht leisten können.
Curt Simon Harlinghausen (AKOM360): Der Lead für Social Media wird aus den Unternehmen kommen, aber der Markt für Social Media-Spezialisten wächst trotzdem weiter an. Unternehmen müssten sich unbedingt interne Kompetenzen vor allen Dingen bei Community- Management, Monitoring und interne Workflows aufbauen. “Externe Social Media Berater können aber gezieltes Know-how für estimate Aufgaben oder Bereiche aufbauen, welche die Generalisten in Unternehmen nicht leisten können.”
Johannes Lenz (Grey): Social Media Marketing wird zunehmend von großen Lead-Agenturen getrieben. Aber: “Social Media als Teil des Digitalen ist vielfältig, entwickelt sich permanent weiter. Deshalb wird es … auch in Zukunft immer wieder Möglichkeiten für Spezialagenturen oder Freelancer geben.”
Mike Schnoor (BVDW): Social Media verwischt “innerhalb einer Organisation die klassischen Grenzen von Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Vertrieb, CRM oder Personalmarketing.” Der Bedarf an Social-Media-Beratern wächst, auch wenn diese immer häufiger in Großagenturen beschäftigt sein werden.
Meine Meinung:
1. Mirko Lange hat recht, wenn er Social Media nicht als Sparte im Marketing-Mix, sondern eher als Querschnitttechnologie im Marketing begreift. Deshalb haben auch Social-Media-Agenturen keine Zukunft, sondern Werbe-Agenturen, PR-Agenturen und Dialog-Agenturen mit starken Social-Media-Kompetenzen. Deshalb auch hat vibrio niemals eine Social Media Unit gegründet, sondern sich an allen Ecken und Enden der Agentur über die Jahre Kompetenzen in Sachen Blog, Facebook, Twitter und Google+ aufgebaut. Deshalb sind wir eine Agentur für PR, Social Media Marketing und Kommunikationsmanagement, wobei das Management den integrierten und markenorientierten Ansatz verdeutlicht.
2. Klaus Eck hat recht, wenn er darauf verweist, dass Social-Media-Kompetenzen vor allen Dingen in den Unternehmen aufgebaut werden müssen. Natürlich muss der Lead im Unternehmen stecken. Aber noch ist es lange nicht so weit. Ein Beispiel: Mitte September darf ich die Eckpunkte einer Social-Media-Marketing-Strategie bei einem großen internationalen Konzern vor dem Sprecher der Geschäftsführung präsentieren. Erst wenn ER davon überzeugt ist, darf ich sein Marketing-Team und Mitarbeiter aus Vertrieb und Service zu Social-Media-Experten coachen. Das zeigt, wie entwicklungsbedürftig die Akzeptanz von Social Media im Marketing-Mix heute noch ist. Der Mann würde seiner Marketing-Managerin niemals in die Anzeigenkonzeption reinreden. Aber ober Facebook einen Platz im Marketing-Mix bekommen soll – dass entscheidet der Chef (glücklicherweise mit einem externen Social-Media-Experten )
3. Auch meine Vorträge in den Social-Media-Seminaren der w&v zeigen immer wieder aufs Neue, dass zwar Social Media ein Wachstumsthema ist, dass es aber viel weniger um Blogging- oder Facebook-Technologien geht, als vielmehr um eine geschickte und strategisch vernünftige Integration von Social Media in die Markenkommunikation bzw. ins Marketing Mix. Deshalb braucht es heute schon keine Schmalspur-Experten, sondern Kommunikationsprofis mit Social Media Erfahrung einerseits und Expertise in Markenführung und Kommunikationsmanagement andererseits.
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