Wie lang sollte ein Blogartikel unter SEO-Gesichtspunkten sein?
Gibt es eine ideale Länge für einen Blogartikel unter SEO-Gesichtspunkten? Genau diese Diskussion habe ich heute mit einem sehr netten Kollegen einer anderen Agentur kontrovers geführt. Er hält 250 bis 300 Wörter für ausreichend. Unsere Artikel sind in der Regel eher doppelt, manchmal sogar drei bis viermal so lang. Aber wer hat recht?
Nein – die Wahrheit liegt nicht immer in der goldenen Mitte! Die schlichte Wahrheit ist erstmal: Es gibt nicht eine ideale Länge für einen Blogartikel! Es gibt für jeden Blogartikel eine andere ideale Länge. Die notwendige Länge hängt natürlich vom Thema und vom Inhalt ab. Und von der Zielgruppe. Und vom Blog. Und vom Blogger. Und von diesem. Und von jenem. Aber es gibt Richtwerte.
Google selbst sagt: Die Textlänge ist kein Teil des Algorithmus. Einerseits. Andererseits sagt Google, dass der Algorithmus darauf achtet, dass ein Thema komplett abgehandelt wird. Deshalb legen zahlreiche Studien nahe, dass Google Blogbeiträge mit weniger als 300 Wörtern gerne als „thin content“ einstuft und in ihrer Bedeutung abstraft. Google sagt aber auch nicht, was „komplett“ ist. Und Google-Papst John Müller meint ja auch „Not all pages need to be comprehensive, sometimes people just want a fast and simple answer„. Und es kann durchaus passieren, dass Google einen Blog mit langen Blog-Beiträgen als Informationsseite interpretiert, obwohl die Seite eigentich ein Shop mit integriertem Blog ist. Die ideale Blogartikellänge ist also abhängig von der Leserschaft (Seiten-Hopper oder Stamm-Leser), von der Seitenart (content-driven oder eher sales-driven), vom Autor (Autorin mit starke Leser-Bindung, oder eher anonymer Schreiberling) und von vielen anderen Faktoren.
SEO ist manchmal gesunde Anarchie
Aber woher kennt Google all diese vielen Einflussfaktoren?
Google macht da immer ein Geheimnis daraus. Ich glaube eigentlich, dass diese Faktoren auch für Google zum guten Teil noch immer ein Geheimnis sind. Sprich: Google hat gar keine Ahnung und rankt ziemlich wild drauf los. Manchmal ist SEO eben auch ein wenig Anarchie. SEO-Agenturen würden das aber nie zugeben. Das untergräbt nämlich ihr vorgebliches Geheimwissen, ihre Autorität, ihr Geschäftsmodell. Die Relevanz von Blogbeiträgen bemisst sich in der Komplexität der unterschiedlichen Leser*innenerwartungen äußert heikel. Der Leser springt nach 10 Sekunden ab, weil seine einfache Frage schnell zu seiner Zufriedenheit beantwortet ist – oder weil er frustriert das Weite ohne Antwort sucht. Frust und Lust des Seiten-Besuchers bleiben für Google das achte Siegel im Buch. Würde Google das aber zugegeben, wie sollte der Laden dann noch Ads verkaufen?
Und die Konsequenz von der Geschicht? SEO machen lohnt sich nicht?
Kann man dann einfach auf SEO verzichten und munter drauf los schreiben? Spielt die Länge eine Rolle?
Natürlich ist SEO trotzdem wichtig. Fast so wichtig wie ein guter Inhalt und eine hübsche Schreibe. Man muss wissen, für wen man schreibt und man muss wissen, was die Zielgruppe erwartet und wie und wonach die Zielgruppe sucht.
- Will die Zielgruppe (auch) unterhalten werden? (L)
- Oder will sie knappe kurze schnelle Informationshäppchen? (K)
- Will die Zielgruppe begründete Meinung? (L)
- Oder will sie reine Nachrichten? (K)
- Muss die Zielgruppe geführt werden? (L)
- Oder weiß sie, was sie will? (K)
Und was will man selbst als Autor?
- Schreibt man aus Spaß und Freude am Thema? (L)
- Oder will man vor allem, dass die Zielgruppe auf einen Knopf drückt? (K)
All diese Fragen muss man sich stellen, ehe man über Google auch nur nachdenkt. Und je mehr (L) man in den Antworten findet, desto länger werden die Beiträge sein; und je mehr (K) man findet, desto kürzer werden sie sein. Und dann ist doch auch klar, dass die Blogbeiträge in einem Shop kürzer sein werden als in einem Literatur-Blog, oder?
Meiner ist länger – Das sagen die Studien
Die SEO-Agentur Hamburg hat sich die Arbeit gemacht, nicht weniger als 12 verschiedene Studien zum Thema „Wie lang sollte ein Blog-Artikel unter SEO-Gesichtspunkten sein“ auszuwerten. Die absolut lesenswerten Ergebnisse in der Schnellübersicht:
- In der Regel ranken Artikel mit wenigstens 1.500 Wörtern erheblich besser als kürzerer Artikel.
- Die meisten Artikel empfehlen Artikel mit mehr als 2.000 Wörtern.
- Artikel mit weniger als 300 Wörtern ranken nur in Ausnahmefällen gut.
- Sehr viele kurze Artikel (hohe Taktzahl) können eine Alternative sein. Dies ist aber arbeitsintensiv.
- Je spezifischer das Thema ist, desto länger sollte der Artikel sein.
- Wichtiger als die Länge ist die Qualität des Inhalts (was auch immer die Qualität ausmacht).
- Die optimale Artikellänge für Bloginhalte scheint abhängige von der Branche zu sein.
Was also tun?
Dieser Artikel ist rund 900 Wörter lang. Für einen Marketing-Artikel ist er eigentlich viel zu kurz. Ich hätte besser über Mode geschrieben. Aber Ihr sollt ja auch weiterlesen. Und zwar den wirklich sehr lesenwerten und gut recherchierten und hübsch geschriebenen und informativen Beitrag von Andreas Hecht von der SEO Agentur Hamburg über „Die ideale Blogartikel-Länge aus 12 SEO-Studien!„. Er hat sich nämlich die Arbeit gemacht und die zwölf SEO-Studien zum Thema ausgewertet. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dass ich mir die Arbeit nochmal mache und nochmal aufschreibe, was er schon geschrieben hat. Ich bin doch nicht die dumme Version der KI-Software ChatGPT. Wir werden es ja alle noch erleben, dass die Künstliche Intelligenz jeden Artikel auf die angeblich für SEO notwendige Länge aufbläst. Frei nach Karl Valentin:
„Es ist schon alles gebloggt, nur nicht von allen!“
Titelbild: LightingKreative @ stock.adobe.com
Und wieder stelle ich mir die Frage:
Schreibe ich, um den Google Algorithmus zufriedenzustellen oder die Leser*innen?
Ohne SEO ist offenbar alles nichts, aber SEO ist eben auch nicht alles und wir sollten uns hüten, uns nur von SEO vor sich her treiben zu lassen.
Die „richtige Länge“ ist wohl immer wieder Gegenstand niemals endender Diskussionen. Nicht nur im SEO-Kontext. *räusper*
Ich empfehle den Beitrag unseren Leserinnen und Lesern auf jeden Fall gerne weiter, damit auch sie sich daran beteiligen können. 😉
Beste Grüße,
Eddy
Was mich etwas wundert. Ein Artikel über Marketing soll 2.500 Wörter lang sein (ideale Länge). Während ein Artikel für Technologie 800 Wörter lang sein. Genauso lang wie ein Artikel für Mode. Mein Verständnis ist eher. Themen wie Technologie sind im Vergleich zu Mode eher komplexer. Um sie verständlicher zu beschreiben, bedarf es mehr Wörtern. Hätte ich jetzt erwartet.
Andererseits Neil Patel halte ich für seriös genug, um hier belastbare Zahlen zu teilen.
Lieber Günter Heini: Ja, Neil ist in Bezug auf Google schon eine Hausnummer. Und als Marketing-Mann sage ich mal so: Wir Marketing-Leute neigen im Vergleich zu Technologie-Experten ein wenig zur … äh … Geschwätzigkeit 😉
Auch ich muss sagen, das die Ideallängen nicht ganz hinhauen.
Zudem würde ich ebenfalls sagen, das man nicht alles für Suchmaschine machen sollte.
Am Ende verliert man den, für den man es macht, den Leser 😉
Dennoch guter Beitrag.
Weiterhin viel Erfolg.
Viele Grüße
Marcus
Lieber Marcus Leitschak,
vielen Dank. Ich stimme hier unbedingt zu: wir schreiben zuerst für die Leser und erst zweitrangig für Google. Und Länge ist nicht alles. 😉
Ein sehr interessanter Artikel zur idealen Länge von Blogartikeln unter SEO-Gesichtspunkten! Die Erkenntnis, dass längere Artikel (1.500+ Wörter) häufig besser ranken, ist hilfreich, aber auch der Hinweis, dass Qualität wichtiger als Quantität ist, regt zum Nachdenken an. Mich würde interessieren, ob sich diese Studienergebnisse auch 2024 noch bewähren oder ob es mittlerweile neue Faktoren gibt, die man berücksichtigen sollte. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Lieber Vyshnevskyi, nach meiner Erfahrung hat sich wenig geändert. Und die Quintessenz meines Beitrags lautete ja auch: Nichts Genaues weiß man nicht. Alles hängt von der Intention des Autors, des Themas und der Zielgruppe ab. Ich experimentiere zunehmend auch mit dem Einsatz von KI bei ausgewählten Sachthemen – nie wenn es um meinungsrelevante Beiträge geht, aber gelegentlich wenn es um rein informative Beiträge geht. Da funktionieren kurze Artikel recht gut. Da arbeite ich dann mit kleinen Beitragsserien, die aufeinander Bezug nehmen und jeweils auf themenverwandte Keywords fokussieren. Damit kommt auch KI recht gut zurecht. Aber das ist bislang nur ein recht kleiner Ausschnitt meiner Tätigkeit als Reise-, Technik-, Foto-, Literatur- und Wirtschafts- Blogger.