Wo sind eure Bilder, Leute?
Im kanadischen Montreal trifft sich seit dem 9. August 2016 die Gegenbewegung zum Weltwirtschaftsgipfel, das Weltsozialforum. 2001 ins Leben gerufen, haben die Aktionstage für eine bessere Welt aktuell eher an Strahlkraft verloren, denn gewonnen. Schade eigentlich. Aber die Öffentlichkeitsarbeit, Pardon Kollegen, sofern man überhaupt davon sprechen mag, scheint überfordert zu sein, mit dem großen, hehren Ziel.
Niemand schreibt über uns 🙁 . Ja. Zurecht.
Mir kommt der Gedanke, ob die Organisatoren und Teilnehmer vielleicht unter sich sein wollen? Die Medien sollen draußen bleiben, weil man ihnen sowieso wirtschaftliche Parteilichkeit unterstellt? Am Ende sind die Organisatoren die ausgebufften Könige des viralen Marketings und haben sowas wie PR nicht nötig? Könnte ja Alles sein. Ich suche nach einer Antwort.
Ich finde die Webseite. Was ich da lese, macht mich stumm. Genau das Gegenteil ist der Fall. Mediale Aufmerksamkeit sei unbedingt erwünscht. Weil die sich aber nicht eingestellt habe, in Deutschland, gehe man nun in die Offensive. Mit einer Textwüste auf gelbem Hintergrund? Oha und Holla.
Mit einem neuen Webauftritt solle die angeblich spärliche Berichterstattung in deutschen Medien befeuert werden. Tja. Ich glaube, dass das eher ein feuchtes Streichholz ist.
Spontan denke ich an Greenpeace, die die Macht der Bilder von Anfang an zu nutzen wussten. Aktionen waren nur dann gut, wenn das Bild spektakulär, attraktiv und der Sache dienlich war.
Ein anonymer Exot soll die Welt berühren
Die Webseite des WSF wirkt wie aus der Zeit gefallen. Einen Pressebereich suche ich vergeblich. Das visuelle Material gipfelt in einem unscharfen Logo und einem hin und wieder zuckenden Schmetterling in matschigen Farben. Sein Todeskampf?
Bei der News-Recherche, denn sehr wohl hat sich die mediale Bundesliga dem Event gewidmet, finde ich immer wieder den gleichen exotischen Herrn mit blankem Oberkörper, Irokesen-Haarpracht, eine Kette mit großen Zähnen um den Hals und einer Trommel in der Hand. Hinter ihm feixen ein paar Damen. Keine Bildunterschrift identifiziert diesen Protagonisten des WSF. Soll das ein Indianer sein?
Null Bild, null Eindruck. So einfach ist das.
Der Nachrichtenagentur AFP ist es zu verdanken, dass wenigstens ein paar Bildchen irgendeinen Eindruck vermitteln. Der ist so nachhaltig leider nicht, dass sich in mir der Gedanke auch nur andeutet, dieser Konferenz zu folgen. Belanglose Bilder springen mich nicht an. (Kulturkritiker können jetzt gerne antworten, dass ich oberflächlich bin. Als PR-Profi antworte ich: Nein, sonst wäre mir das nicht aufgefallen und ich würde nicht darüber schreiben. Als Mensch antworte ich: Ja. Wer meine Aufmerksamkeit will, muss sich wirklich Mühe geben.)
Wennn nicht Ihr, wer sonst hat die Themen für Bilder
Zu guter Letzt: Eine Organisation, die sich mit nichts Geringerem als der Verbesserung der Welt zufrieden gibt, sollte vielleicht die wichtigste Regel der Öffentlichkeitsarbeit beherzigen und Bilder rund um die Welt schicken. Die Themen wie Klimawandel, Perspektiven für Jugendliche und wirtschaftliche Gerechtigkeit könnten ausreichend Material liefern. Ein Fotograf kostet nicht die Welt. Aber die Welt schaut euch schlicht nicht zu, ohne Bilder. So einfach ist das.
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