Zwanzig Tage heimatlos
Die ersten drei Wochen im flexiblen Büro sind rum. Zeit für einen Zwischenbericht.
Unser Umzug in die neuen Räume ist mittlerweile Geschichte. Die letzten Kartons sind verschwunden, die Handwerker haben die Bar montiert, sogar die IT funktioniert mittlerweile ohne größere Probleme. Aber das alles war nur Beiwerk, denn die größte Umstellung war der Abschied vom „klassischen“ Büro – 2 Mann (oder Frau) pro Zimmer, lange Gänge, Kinderfotos an der Wand hinter dem Platz – hin zum modernen, flexiblen Großraumbüro. Morgens kommt man rein, nimmt seinen Rollcontainer, sucht sich irgendwo einen Platz, steckt den Laptop ein und legt los. Abends räumt man auf und hinterlässt einen leeren, sauberen Tisch.
Funktioniert das? Ich würde sagen ja. Ein paar Kollegen haben sich schnell einen Lieblingsplatz erwählt, an dem sie relativ oft zu finden sind (sprich: immer, wenn nicht wer anders schneller war), ein paar andere versuchen, keine zwei Tage hintereinander im gleichen Raum zu sitzen (es gibt drei „Salons“ – den Blauen und den Orangen sowie das Chefzimmer). Es gibt eindeutig bessere Plätze und schlechtere, und wer morgens zuerst kommt, hat die Wahl (schlau gemacht von der Geschäftsführung. Die zugige Ecke an der Tür ist somit ein direkter Produktivitätsmotor.)
Aber macht es auch Spaß? Ich bin sehr angetan davon. Die Abwechslung ist erfrischend, und die Möglichkeit sich ad hoc mit Kollegen in ein Eck zu verziehen, etwa wenn ein gemeinsames Projekt ansteht, hat sich als hilfreich erwiesen. Man muss zwar auf das Wetter achten, wenn man sich am Morgen platziert (es gibt Tische, wo die Sonne unangenehm blendet), aber dafür kann man den Weg zur Kaffeemaschine je nach Tagesform kurz oder lang halten. Wenn Kundentelefonate anstehen, setzt man sich weg von den Kollegen, die manchmal etwas heftiger auf ihre Probleme reagieren. (Ein sinngemäßes Telefonat lief ungefähr so: Vibrio-Mitarbeiter: „..und dann wollen wir noch die Budgets abgleichen“ – Im Hintergrund: „Sch****! So ein M***!“ – Kunde: „Was ist denn bei euch los?“ – Vibrio-Mitarbeiter (verschämt): „Das war der Hausmeister.“) Wenn man eine Pause braucht, spaziert man ins nächste Zimmer rüber und sucht sich jemanden zum ratschen, der auch gerade Zeit hat.
Ich habe auch schon mal probiert mich in der Mittagspause umzusetzen. Das provoziert ein paar verwunderte Kommentare („Magst Du mich jetzt nicht mehr?“) und fühlt sich auch etwas merkwürdig an. Aber nachdem wir doch ein paar Teilzeit-Kollegen in der Firma haben, ist es gar nicht so abwegig. Nicht, dass man auf einmal ganz alleine im Blauen Salon sitzt, weil die beiden anderen im Home Office weiter arbeiten.
Drei Wochen flexible Arbeitsplätze: ein Fazit:
PRO:
- Abwechslung
- Neue Möglichkeiten für spontane Teamarbeit
- Wahl der Nachbarn je nach Tagesform und Laune
KONTRA
- Das offene Konzept erlaubt den ständigen Schulterblick von allen. Das ist gewöhnungsbedürftig
- Wetter, Besetzung und To-Do-Liste erfordern Vorausplanung bei der Platzwahl
Ein paar Bilder wären noch toll 🙂
Stimmt – Fotos geben einen guten Eindruck.
Sind Sie auf dem https://www.collaborationcamp.de/ ?
Viele Grüße aus Essen,
G. Schröder
Wir kümmern uns darum!