25 Jahre vibrio – die schwere Geburt einer PR-Agentur
Die Geburt einer PR-Agentur kann eine Zangengeburt sein. Bei vibrio war das so. Vor ziemlich genau 25 Jahren.
vibrio wird in diesen Wochen 25 Jahre jung. Als ich im Herbst 1992 die Agentur gründete, tat ich dies unter dem Namen KOMMA, Kommunikationsmanagement Dr. Kausch GmbH. Und ein schönes türkisfarbenes Komma war das Logo der neuen kleinen Agentur am Rande der großen Stadt. Schließlich war das Komma nicht nur ein wunderschönes Satzzeichen und stand stellvertretend für schöne Texte, sondern es eignete sich auch ganz wunderbar als Abkürzung für KOMmunikationsMAnagement.
Und genau das wollte ich tun: nicht nur Pressearbeit, nicht nur Public Relations, nein – ich wollte Unternehmen bei der Konzeption und Realisierung ihrer Unternehmenskommunikation helfen. Denn eine moderne und erfolgreiche Unternehmenskommunikation erfordert eine integrierte Strategie für alle Bereiche des Marketing-Mix: für Pressearbeit, für Werbung, Dialogmarketing, Event- und Messemarketing, für Corporate Publishing und und und …
Diesen integrierten Ansatz habe ich aus meiner Zeit als Leiter Marketingkommunikation beim Software-Giganten Microsoft mitgebracht. Insofern waren wir unserer Zeit weit voraus. Schließlich diskutieren wir heute im Storytelling auch ein alle Marketing-Bereiche übergreifendes Content Management.
Markenrechtlich waren wir der Zeit leider nicht voraus. Und das hätte fast zum frühen Kindstot der kleinen Agentur am Rande der großen Stadt geführt. Und das kam so …
Die Zangen-Geburt einer PR-Agentur
Eine der ersten öffentlichkeitswirksamen Aktionen der jungen KOMMA war eine Gemeinschaftsanzeige mehrerer IT-Unternehmen im SPIEGEL, vorgestellt von KOMMA. Diese Anzeige wurde leider auch vom Geschäftsführer eines jungen Bonner IT-Systemhauses gelesen, das ein Comma (mit „C“) in seinem Firmennamen trug und heute noch trägt. Der Mann hat uns dann auch prompt abgemahnt. Dabei hatte ich unseren Markennamen KOMMA eintragen lassen, d.h. ich hatte die Eintragung beantragt – exakt zehn Tage nach Antragseingang der Bonner. Das aber kann man bei einer Marken-Recherche im Deutschen Markenregister nicht erkennen. Zehn Tage sind einfach eine zu kurze Zeitperiode.
Was also tut man als frisch gekürter Jungunternehmer? (Der Begriff „Startup“ war damals noch nicht so gebräuchlich) Man strebt eine Abgrenzungsvereinbarung an: Ich mach Marketingberatung, Du machst IT. So wie zwischen dem Computerbauer Apple und der gleichnamigen Plattenfirma der Beatles (Ja – Steve Jobs musste damals an John Lennon zahlen). Nur lies der Gründer des Bonner IT-Unternehmens leider nicht mit sich reden. Er ging erst gar nicht ans Telefon. Ich hatte dann einige sehr nette Telefongespräche mit seiner Mutter, die mir ausführlich über den Fleiß und die Mühen ihres Sohnes berichtete. Ansonsten hatte ich leider nur Kontakt zum Anwalt des Mannes. Eine wirklich erfolgreiche Kommunikation war das nicht …
Auf eine Klage wollte ich es angesichts der finanziellen Risiken nicht ankommen lassen. Die Risiken waren mir so kurz nach der Gründung einfach zu groß. Und ich wollte beraten und nicht streiten. Also benannte ich meine kleine Agentur am Rande der großen Stadt um. So suchte ich nach einem Namen, der irgendwas mit KOMMA zu tun haben sollte. Auf gar keinen Fall wollte ich meine Agentur nur nach mir benennen. Eine „Kausch & Friends“ sollte es niemals werden. Ich wollte den Laden nicht abhängig von meinem Namen machen. Die Agentur war immer schon mehr als nur „der Kausch“. Dies gilt heute natürlich noch viel mehr. Ohne meine Kolleginnen und Kollegen wäre meine Agentur ein großes Nichts, eine Null-Nummer, ein einsamer Berater in der großen Kommunikationswüste.
Die Geburt einer Agentur erfordert zwingend einen Namen für das Baby
Nach einigen Recherchen in dicken Büchern – der Winter 92/93 war ein Nachkriegswinter, da gab es noch kein wirkliches Internet – kam ich auf den Begriff vibrio. Denn vibrio comma ist ein Bakterium – und der Erreger der Cholera. Und die Cholera war so ziemlich genau das, was ich den Bonnern damals an den Hals wünschte.
Ein kurzer Küchentest zeitigte dann auch schnell das Ergebnis, dass der name vibrio bei fast allen meiner Bekannten überwiegend positive Assoziationen hervorrief: von good vibrations bis vibrator reichte die Assoziationskette. Und da ich damals nicht plante, jemals in den Healthcare-Markt einzudringen, schien mir die negative Assoziation zur Cholera denn auch auf mich und Fachfremde eingrenzbar zu sein.
Das aber war der nächste große Irrtum, denn alsbald betreuten wir neben IT-Firmen wie Compaq und Netscape nicht nur einen Logistiker, einen Hersteller von Starkstromkabeln und einen Verlag, sondern mit Picker und Cerner auch zwei große us-amerikanische Anbieter aus dem Healthcare-Markt. Und ihnen den Namen meiner kleinen Agentur am Rande der großen Stadt zu erläutern ohne Glaubwürdigkeits- und Seriositätsprobleme heraufzubeschwören, war denn doch ein Drahtseilakt.
Aber das ist schon eine ganz andere Geschichte, die Geschichte einer Agentur, die sich in 25 Jahren von der klassischen PR-Agentur zur Agentur für PR und Social Media Marketing entwickelte, von einer Agentur, die lange Jahre ihre gedruckten Pressemeldungen von vier Hausfrauen aus Unterschleißheim bei München eintüten lies und die später zu einer der ersten und führenden Agenturen im jungen Internet wurde (mit Kunden wie Altavista, Computerchannel, MSN und Netscape). Aber diese Geschichte wird noch zu erzählen sein – als Geschichte der Agentur und als Geschichte der Unternehmenskommunikation.
In den kommenden Wochen planen wir bis zum Jahreswechsel 25 Beiträge rund um vibrio25. Dabei reicht unsere Themenpalette von der Bild-PR bis zur Online-PR, von der guten Schreibe bis zum Storytelling, von vibrio bis zu großen weiten Welt, von der Geburt einer PR-Agentur bis zu ihrer Virtualisierung. Meine Kolleginnen und Kollegen schreiben schon fleißig.
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Man liest sich 😉
Beitragsbild © GordonGrand @ stock.adobe.com
Herzlichen Glückwunsch!
Auch von meiner Seite einen herzlichen Glückwunsch. Auf die nächsten 25 erfolgreichen Jahre!
Viele Grüsse
Sascha Thattil