Deutsch von und mit Profis – ein Seminar
Er bezeichnet sich selbst als Oberlehrer. Aber da irrt er. Nicht jeder, der was von seinem Fach versteht und sein Wissen mitteilt, ist ein Klugscheißer und Wichtigtuer. Michael Lohmann versteht viel von Sprache, vornehmlich der Deutschen, von Journalismus und von guten Texten. Wie ein Oberlehrer sieht er auch nicht aus. Das Haupt ist eine Quäntchen Einstein, eine Prise Lesch und ein Hauch von Hassknecht, was die Stimmgewalt und das Temperament betrifft.
Bei gefühlten 40 Grad im Schatten in einem Konferenzraum, der von rund zehn Leuten beatmet und bedünstet wird, hat er Text-Profis begeistert, gefesselt, unterhalten. Wie entsteht ein guter Text? Wie bringen sie Leser zum Lesen? Warum sind manche Sätze genial, manche weniger? Wie redigiert ein Redakteur? Punkt, Komma, Gedankenstrich, Bindestrich, Semikolon – ja was denn nun? Und warum?
Grausam war er. Er hat vibrio-Texte beackert, zerpflückt, korrigiert, analysiert, neu zusammen gebaut und gezeigt: So wäre es besser. Das tat weh. Aber dennoch war es wie am Weihnachtsabend. Tausend Lichter gingen auf, strahlten hell durch den Raum. Die längst durch die Routine, die realitätsfernen Wünsche von Managern, den ständigen Zeitdruck und euphorischen US-Texte abgeschmirgelten Schreib-Regeln waren plötzlich wieder da.
Wer sich, wie vibrio, auf klasse Content, auf perfekte Texte spezialisiert hat, der braucht hin und wieder Einen, der dein Hirn gnadenlos entrümpelt.
Fazit im Social-Media-Sprech: Retweet. Empfehlung. Fünf Sterne. Gefällt mir. Immer wieder gerne. Würde ich wieder einkaufen. Blog-Beitrag.
Danke (kein Ausrufezeichen, sondern Punkt).
[Der Beitrag wurde von Ruth Bachmann verfasst.]
Ich fand es gar nicht brutal. Ich fand es witzig. Sprache ist ein Spielzeug, im besten Sinne, und wenn einer kommt der genau so leidenschaftlich (oder noch leidenschaftlicher) damit spielt, arbeitet und lebt, dann ist das Ergebnis immer kurzweilig wie auch lehrreich.