vibrio auf der dmexco
„Was machen Sie denn hier?“ – diese Frage musste ich oft beantworten, als Kunden, Partner und Freunde von vibrio. unseren Messestand auf der dmexco in Köln entdeckten. Dabei ist die Antwort ziemlich einfach: weil wir auch im Internet das tun, was wir schon seit über 20 Jahren gut können. Wir haben im Auftrag unserer Kunden gute Texte für mehr oder weniger erklärungsbedürftige Produkte geschrieben und unseren Kunden erklärt, wie sie mit guten Geschichten die richtigen und wichtigen Journalisten für sich interessieren. Im Internet-Marketing-Sprech von heute heißt das Content-Marketing und Storytelling mit dem die Key Influencer oder Opinion Leader oder Brand Ambassadors erreicht werden müssen.
Zugegeben, mit diesem zugespitzen und individuellen Angebot waren wir ein bisschen die Exoten auf der Digital Marketing Messe. Dominiert wurde die Ausstellerliste von Tool-Anbietern für alle möglichen (und unmöglichen) Internet-Werbeformen sowie von den entsprechenden Werbeplattformen. Für Branchenfremde oder gar Online-Skeptiker dürfte diese Messe der Alptraum sein. Nie zuvor gehörte englische Fachwörter benennen die Techniken, mit denen uns die Online-Werber durch das Web (ver-) folgen. Das Ziel ist, dass wir Internet-Nutzer am Ende unserer Kundenreise (Customer Journey) kaufen, am besten natürlich bei dem Anbieter, der Werbung gemacht hat. Dabei werden wir im Internet ständig begleitet: vom ersten Mausklick aus dem vagen Gefühl eines möglichen Bedarfs heraus, über die Informations- in die Entscheidungs – und zum Schluss in Kaufphase. Wenn wir dann gekauft haben, sollen wir natürlich der Marke verbunden bleiben, sie weiterempfehlen und uns bei der nächsten anstehenden Kaufentscheidung wieder für ein Produkt derselben Marke entscheiden.
Digitale Werbung und Werbe-Plattformen im Mittelpunkt
Das ist offenbar „Big Business“, denn das Who-is-Who der Werbeagenturen und der Werbevermarkter gaben sich in Köln die Ehre. In Halle 8 demonstrierten die großen deutschen Verlage mit üppigen Messenständen, dass es
ihnen trotz allen Wehklagens immer noch verhältnismäßig gut zu gehen scheint. In Halle 6 riegelten sich die Großagenturen und Agenturnetzwerke ein – in Memoriam dem schwarzen Rollkragenpulli bauten sie sich eine dunkle Burg mit Einlasskontrollen und Guckscharten, durch die Normalsterbliche das Treiben der Werber bei Häppchen und Schlückchen beobachten konnten. Eines muss man den Ausstellern dieser Messe jedoch lassen: die meisten Stände boten ausgiebig Raum für Gespräche, sei es an langen Tresen oder an tiefen Sitzgarnituren. Nur, wer wirklich ein Produkt an den Mann bringen wollte, begnügte sich mit ein paar Barhockern und Demopoints mit Displays.
Überhaupt die Gespräche: die Branche ist jung, die Branche ist dynamisch, die Branche duzt sich. Da fällt es leicht, Kontakte zu machem, morgens im Taxi oder abends an der Hotelbar. Schwierig wird es dann nur, wenn man selbst ein paar Altgediente trifft – da passiert es dann schon mal, dass aus dem bisherigen Sie unvermittelt ein Du wird, bei dem es dann bleibt.
Überraschung: Messebesucher reden auch mit einer PR-Agentur
Letztendlich war die Messe eine Überraschung für mich. Ja , es gab Besucher und Aussteller, die wollten tatsächlich mit uns reden und kamen dafür extra an unseren Stand. Und dabei kam, ausgehend vom Social Media Monitoring, das den thematischen Ansatz für unsere Gespräche bot, die gesamte Palette der PR zur Sprache. Das Networking spielte dabei wohl die größte Rolle, man kannte uns über mehrere Ecken und wollte uns mal treffen oder umgekehrt traf man sich, und vereinbarte, das Gespräch nach der Messe zu vertiefen. Es zeigte sich in allen Gesprächen, dass die guten, alten PR-Tugenden nichts von ihrer Bedeutung
verloren haben: Marken aufzuladen, Marken bekannt zu machen, Unternehmenssprecher mit Influencern zu verbinden sowie Produktneuigkeiten und gute Geschichten zu erzählen – das muss auch im Internet passieren.
Was früher die Clipping-Analyse war, wird heute durch Social Media Monitoring ergänzt. So zählte der Monitoring-Tool-Anbieter Brandwatch für die dmexco knapp 20.000 Posts. Der Location-Dienst Foursquare und die Foto-Sharing-Anwendung Instagram wurden ergänzend vom Monitoring-Unternehmen Buzzrank untersucht. Sie kommen bei ihrer grafischen Auswertung auf ein Kontaktpotenzial von gut 43,7 Millionen (via horizont.net).
Eine gute Replik auf den Performance-Marketing-Hype der dmexco hat Björn Negelmann von Kongress Media zusammengestellt. Er beschreibt dort, warum Social Media anders ist und nicht von jedem gekonnt wird und zudem, warum Monitoring dafür so wichtig ist.
Und vielleicht sind Social Media und PR sogar ein bisschen besser als die ganze Werbung, dazu eine Geschichte zum Schluss:
Es gibt noch viel zu tun, machen Sie’s doch endlich!
Während der Rückfahrt im Zug von Köln nach München bekam ich ungefähr um 21 Uhr einen gesponserten Tweet, der mich zu einem Workshop auf der dmexco einlud, die vor zweieinhalb Stunden ihre Tore für dieses Jahr geschlossen hatte – nun gut, kann passieren. Wäre da nicht um 23.30 Uhr an der U-Bahn im Münchner Hauptbahnhof das Bahnsteigfernsehen gewesen, das mit einer eigenen Einblendung für die dmexco warb, fünf Stunden nach Ende der Messe. Wie das passieren kann, darüber werde ich mich im nächsten Jahr schlau machen, wenn ich mit vibrio. wieder auf der dmexco bin – die Hotelzimmer sind schon gebucht.
[Update: habe noch ein paar ergänzende Verweise eingefügt]
Die dmexco ist in der Tat eine tolle Messe. Ich habe den Event vom Vorjahr in bester Erinnerung. Demgegenüber wird unsere Präsenz auf der IT&Business, DMS EXPO und CRM EXPO in Stuttgart richtig „klassisch“: weniger Rollkragenträger, mehr Krawatten, weniger Agenturen, mehr Hersteller. Aber einen „Exotenstatus“ haben wir als ausstellende Agentur auch dort. Und ich freue mich auch auf diese Messe, die als IT-Messe sich inzwischen einen guten Ruf erworben hat. Wer uns von Dienstag bis Donnerstag besuchen will: Ich werde mit meiner Kollegin Anna Geissinger unseren Stand behüten: Halle 3, Stand F 71. Unser Thema: Social Media Monitoring. Man sieht sich 😉