Beziehungsmanagement: Influencer vs. Journalisten
Beziehungsmanagement vor und in 20 Jahren: Laufen Influencer Journalisten den Rang ab?
Vor 20 Jahren war das Bermudadreieck „Unternehmen-Journalist-PR Berater“ noch klar abgesteckt. Um Botschaften zu verbreiten, bedurfte es guten Netzwerken zu Multiplikatoren der Medienwelt. Beziehungsmanagement war das A und O. Multiplikatoren waren seinerzeit ausschließlich Pressevertreter. Social Media bestand höchstens aus gegenseitigen E-Mail-Zusendungen.
PR-Berater steuern Beziehungsmanagement
Der Einfluss, den Journalisten als Multiplikatoren auf Verbraucher ausübten, fächerte sich – je nach Ressort, für das die Journalisten schrieben – von gering bis enorm.
So konnte ein einziger Artikel einer Automobilzeitung über den Verkaufserfolg eines Kraftfahrzeugs in Deutschland entscheiden oder diesen zumindest beeinflussen. Die Causa Elchtest demonstrierte dies eindrucksvoll – ein echter Influencer eben.
Aber auch positive Nebenwirkungen brachten Artikel einzelner Journalisten/Influencer hervor. So war es nicht selten förderlich für einen Hersteller, wenn in „redaktionellen Beiträgen“ Produkte besonders gelobt oder erwähnt wurden. Die Gratwanderung zwischen Testcharakter und Schleichwerbung war selbstredend sehr heikel. Unser Job als PR-Berater war dabei, die Schnittstelle zwischen unserem Kunden, also Unternehmen, und Pressevertretern zu bilden und so das Beziehungsmanagement zwischen den Stakeholdern auszusteuern.
Neue Influencer erfordern umdenken im Beziehungsmanagement
Mit der Etablierung sozialer Medien kam ein Potpourri neuer Möglichkeiten für die Industrie, ihre Produkte zu vermarkten. So erfreuen sich selbst Windel- oder Dosensuppen-Hersteller großer Fangemeinden auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Co. Aber wo sind hier die Multiplikatoren oder Influencer zu suchen bzw. zu finden? Wie baut man zu ihnen Kontakt auf für das Beziehungsmanagement? Zählen dazu schon einzelne Follower oder Fans, indem sie in diversen Postings von den Vorzügen des Produkts berichten?
Praktisch unbemerkt hat sich hier eine neue Art der Einflussnahme verbreitet: Youtube, Blogs, Twitter, Instagram, Snapchat und Co ermöglichen heute jedermann, ein „Star“ zu werden und seine Meinung und Sichtweise unters Volk zu streuen. Am Beispiel der Automobilzulieferer haben wir die Bedeutung von Social Media auf diesem Blog einmal ausführlich untersucht. Wie „angesagt“ Marken durch soziale Medien- Beliebtheit werden können, hat kürzlich CNET dargelegt.
Mit wenigen Influencern maximale Ergebnisse erzielen
Zugegeben: Nicht jede produktbezogene Veröffentlichung, egal ob Youtube-Clip, Tweet oder Blogbeitrag, ist durch Hersteller initiiert oder gebilligt. Wenige Youtuber oder Blogger verfügen über die Reichweite, die einem Hersteller nutzen könnte, um eine breite Masse potenzieller Kunden zu erreichen. Von Influencern im klassischen Sinn könnte hier somit nicht die Rede sein.
Dennoch haben es einige wenige geschafft, sich einen stetig wachsenden Kreis treuer Fans zu schaffen. Das demonstrieren etwa eine Beauty-Youtuberin und andere Youtube-Influencer täglich eindrucksvoll. Genau diese Meinungsführer sind für die Industrie aus mehrerlei Gründen wichtig und wertvoll. Sie haben einen außerordentlichen Wert als „Beeinflusser“ der Zielgruppen. Sie müssen daher in der Gesamtstrategie von PR und Marketing sowie im Beziehungsmanagement berücksichtigt werden.
Beziehungsmanagement zu Journalisten UND Social Media Influencern
Wir bei vibrio sind uns im Klaren darüber, dass es nicht mehr ausreicht, einen passenden Presseverteiler mit einer schnöden Pressemitteilung zu beliefern, um Aufmerksamkeit und positive Einflussnahme zu generieren. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist schon heute, die richtigen Influencer zu identifizieren. Und zwar sowohl im Bereich der „klassischen“ als auch der neuen, sozialen Medien. Diese Zielpersonen begeistern wir dann für die Produkte und Dienstleistungen unserer Kunden – Beziehungsmanagement eben.
Wo geht die Reise hin?
Print- und Online-Medien stehen heute vor einer harten Existenzweiche. In den letzten 15 Jahren hat die Zahl der Zeitungen und Zeitschriften rapide abgenommen. Zudem hat sich das Mediennutzungsverhalten der Jugendlichen geändert. Klassische Print- und Online-Medien werden von Jugendlichen kaum konsumiert. Social Media hingegen boomen als Informationsquelle. Mit ihrer kumpelhaft-frischen Art und Weise sprechen die Stars die Sprache der Jugend. Ihre Meinung genießt bei den Jugendlichen ein hohes Maß an Vertrauen und Akzeptanz. Klassische Medien sind maximal noch sekundäre Informationsquellen. Bedeutet dies, dass wir als PR-Berater auf lange Sicht nur noch mit Bloggern und Youtube-Stars Beziehungsmanagement betreiben?
Journalismus ist nicht tot
Den Umkehrschluss zu ziehen, dass Beziehungsmanagement mit Journalisten obsolet ist, lehnen wir aber ab. PR-Fachleute erarbeiten mit Medienverantwortlichen und unseren Kunden immer wieder neue Konzepte und Strategien. Ihr Ziel ist es, die verbliebenen Medien-Ressourcen und neue Medien zu verknüpfen. Da ist es also wieder und immer noch: das Bermudadreieck „Unternehmen-Journalist-PR Berater“. Unter Zuhilfenahme moderner Mittel ebnet es die altbewährten Kommunikationswege. Es bewahrt die Redaktionen dieser Welt vor der Entbehrlichkeit . Die Journalisten selbst bauen die sozialen Medien ebenfalls in ihre Arbeitsabläufe ein. Womit sich der Kreis wieder schließt – vorerst.
Dieser Blogbeitrag ist Teil der Themenreihe „25 Jahre vibrio“: Die Agentur vibrio hat sich Anfang Juli für ein Wochenende im bayerischen Donaustauf eingefunden, um in verschiedenen Workshops die Zukunft der PR zu erörtern. Die Ergebnisse werden nach und nach auf der Dampflog veröffentlicht. Diesen Beitrag haben Doro Bader und Sascha Smid verfasst.
Interessanter Beitrag Herr Smid! Sie beschreiben anschaulich wie Influencer bei der Werbung von potentiellen Neukunden helfen können.
Neben all den Vorteilen die dies bietet sind die Influencer jedoch, wenn Sie einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt haben oft auch mit hohen Kosten verbunden…
Kennen Sie Studien bzw. Artikel die sich mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis bei Influencern auseinandersetzen? Würde mich sehr interessieren.
Weitere Informationen zum Umgang mit Online PR in der heutigen Zeit habe ich von der index Agentur erhalten:
https://agentur.index.de/
Ich freue mich auf Ihre nächsten Beiträge.
LG Lars
Hallo Herr Fischmanskovski,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung zum Blogbeitrag. Sie haben Recht – ein Influencer/Testimonial ist ab einem gewissen Bekanntheitsgrad eine echte Investition.
Zu Ihrer Frage: Es gibt im Internet unzählige Erhebungen zu diesem Thema – auch dazu, wie es um das Kosten-Nutzen-Verhältnis bestellt ist. Empfehlenswert sind hier exemplarisch die Studien auf „absatzwirtschaft.de“ oder der Hochschule Macromedia zu nennen. Viel Erfolg und beste Grüße.